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Werkschau: Joe Bonamassa

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Werkschau: Joe Bonamassa

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Joe Bonamassa liveSeit er die Lunte des Blues-Booms entzündete, stand der Superstar wider Willen nie wieder still. Hier ist unser Leitfaden zu seinem luxuriösen Blues-Output.

Die Jahrtausendwende war ein überraschender Schlüsselmoment des Blues-Revivals, doch Joe Bonamassa galt damals nicht gerade als Führungspersönlichkeit. Aber während die Hipster-Medien der sehnig-verschrobenen Coolness von Jack White und seinem Lo-Fi-Getöse zu Füßen lagen, baute Bonamassa seinen Stand auf: ein Blues-Forscher aus dem Bundesstaat New York, gänzlich ohne Ego, dessen Vorstellung eines Supermodels eine ’59er Les Paul war. Technisch war er unfehlbar, doch dieser etwas knittrige, großgewachsene Saitenheld war zunächst nicht leicht zu vermitteln.

„Ich dachte wirklich nicht, dass jemand mit dem Nachnamen Bonamassa jemals berühmt sein würde“, erinnert sich Produzent Kevin Shirley an seinen ersten Eindruck. „Ich weiß noch, wie ich ihm eine E-Mail schickte: ‚Joe, du siehst aus wie ein verdammter Penner‘.“

Es sollte der Beginn einer wundervollen Beziehung werden. Als Shirley 2006 für YOU & ME ins Boot geholt wurde, hatte er ein paar Vorschläge parat und ermutigte den Gitarristen, seine Band zu feuern, seine Schuhe zu polieren und vor allem seine unnahbare Selbstdarstellung aufzugeben. Stattdessen sollte er seine Stimme als Songwriter finden. „Ich dachte, wenn er etwas Besonderes sein wollte, dann musste er die Regeln brechen.“

Und so fingen sie an. Passend für einen Mann, dessen neues Anzug-und-Sonnenbrillen-Bühnenimage wie ein Bluesrock-Terminator wirkte, war Bonamassa in den 00er-Jahren absolut gnadenlos. Er tourte mit masochistischem Eifer, war bei endlosen Nebenprojekten als Gast zu hören und lieferte jedes Jahr Alben ab, deren Verkaufszahlen ebenso stiegen wie ihre Qualität. Als am 4. Mai 2009 Eric Clapton in der Royal Albert Hall auf die Bühne kam, um sich mit dem Mittdreißiger auf ›Further On Up The Road‹ zu duellieren, konnte man ganz klischeefrei davon sprechen, dass hier ein Staffelholz übergeben wurde.

Aber ganz ähnlich wie bei Clapton kommt auf jedes „Gott“-Graffiti (oder dessen Online-Äquivalent) jemand, der es auf ihn abgesehen hat. Bonamassa sei der größte Plagiator, sagen einige, während andere bemängeln, er habe den Blues zu weit über die vorgeschriebenen zwölf Takte gedehnt. „Die Gegenreaktion?“, sagte der Gitarrist 2013. „Die gibt es schon. Ich gehöre zu den Musikern, über die man am meisten streitet.“

In dieser überaus produktiven Karriere gab es natürlich auch Fehltritte. Doch in seinem Katalog finden sich auch Momente, in denen er über den Status des reinen Gitarrenhelden hinauswächst und dem Genie gefährlich nahe kommt.

Unverzichtbar

SLOE GIN (2007)

Joe Bonamassa Sloe Gin
Mit Kevin Shirleys Ankunft als Produzent/Lehrmeister wuchs YOU & ME aus dem Vorjahr die Brustbehaarung, doch das aufstachelnde SLOE GIN katapultierte Bonamassa vom Blues-Bar-Klischee zu wahrer Brillanz. Konzeptionell erinnerte es mit harten Stücken wie ›Dirt In My Pocket‹ neben knackigen Lagerfeuer-Tracks der Sorte ›Ball Peen Hammer‹ an LED ZEPPELIN III. Und während das Cover von Bad Companys ›Seagull‹ die Bühne in Brand steckte, waren es vor allem Eigenkompositionen wie ›Around The Bend‹, die den Gitarristen zum echten Rivalen für das Establishment erhoben. Das Album wurde zudem seine dritte Nr. 1 in den Billboard-Blues-Charts.

DIFFERENT SHADES OF BLUE (2014)

Joe Bonamassa Different Shades Of Blue
Als Bonamassa im Januar 2014 nach einer zweijährigen kreativen Durststrecke im Studio war – eine Zeit, in der junge Recken wie Gary Clark Jr. an seinem Thron rüttelten –, fand er sich in der ungewohnten Position, sich beweisen zu müssen. Dem Resultat nach zu urteilen, scheint ihm der Druck gut getan zu haben. Abgesehen von einem Hendrix-Cover ist es ein Klassiker voller Originale, geschrieben mit der Elite von Nashville und mit einer grandiosen Band zur Vollendung gebracht. Höhepunkte wie das bläserunterstützte ›Love Ain’t A Love Song‹ und das Nachtschattengewächs ›So What Would I Do‹ etablierten ihn als Songwriter, der alle Schattierungen beherrscht.

Wunderbar

DUST BOWL (2011)

Joe Bonamassa Dust Bowl
Ausgebrannt nach der Tour mit BCC und ohne neues Material, konnte er, so Kevin Shirley, „seine Finger nicht zum Funktionieren bringen“, als die Sessions begannen. DUST BOWL wurde erst gerettet, als der Produzent Bonamassa unter Hausarrest stellte. Eine Taktik, die den Zündfunken für Joes vermutlich atmosphärischstes Album lieferte. Bei ›Slow Train‹ und dem Rockabilly ›Tennessee Plates‹ kann man förmlich spüren, wie er sich die Trägheit aus den Knochen schüttelt. Beim Outro zu ›Prisoner‹ weiß man dann, dass er ein potenzielles Wrack zu einem Klassiker erhoben hat.

THE BALLAD OF JOHN HENRY (2009)

joe bonamassa Ballad Of John Henry
Jedes seiner Alben hat einen Schlüsselbegriff, der von seinem siebten lautete „sumpfig“. Passend für eine Platte, die nach dem hammerschwingenden US-Volkshelden benannt ist, war sie härter als all seine bisherigen Werke. Der noch größere Wandel lag in der emotionalen Tiefe: Das wehmütige ›Happier Times‹ und das Solo auf ›The Great Flood‹ offenbarten einen Mann, der sich nicht mehr hinter einer Sonnenbrille versteckte. „Während der ersten Hälfte, war ich glücklich wie nie“, sagte er. „Bei der zweiten war ich im entgegengesetzten Zustand.“

DRIVING TOWARDS THE DAYLIGHT (2012)

Joe Bonamassa Driving Towards The Daylight
Die Pressefotos von Bonamassa, der lässig an eine Mauer gelehnt ein altes Comic durchblättert, wiesen auf die Fanboy-Thematik seines 10. Albums hin („Im Prinzip war das BEANO-Album die Blaupause“). Originale wie das sinistre Titelstück und der raue Reisebericht ›Dislocated Boy‹ musste man erst verdauen, das fetzige ›Stones In My Passway‹ und das Cover von ›Who’s Been Talking?‹ mit Howlin‘-Wolf-Sample faszinierten jedoch. Als Belohnung gab’s die bislang höchsten Chartpositionen: Platz 2 in UK, Platz 10 in Deutschland, Platz 23 in den USA.

Black Country Communion
BCC 2 (2011)

Black Country Communion 2
Mit drei Songs pro Tag steht 2 nicht nur für den Gipfel dieser Supergroup, sondern auch für den großartigsten Eilauftrag im modernen Rock. Glenn Hughes war zwar der Hauptautor, doch Bonamassa genoss es, „schamlos zu rocken“. Auf monolithischen Harmonie-Riffs wie ›I Can See Your Spirit‹ gab er seine Version von Jimmy Page, während er mit der Mandoline auf ›The Battle For Hadrian’s Wall‹ dem Zep-Stück ›The Battle Of Evermore‹ Tribut zollte. Die Band wurde dafür mit Lorbeer überhäuft, doch erste Risse in der Fassade waren bereits sichtbar.

Anhörbar

Beth Hart & Joe
Bonamassa DON’T EXPLAIN (2011)

Joe Bonamassa Beth Hart Don't Explain
In Glenn Hughes hatte er einen Gegenspieler gefunden, mit der schelmischen Beth Hart aus L.A. gestaltete sich die Zusammenarbeit viel einfacher. Er lud sie für ein Album voller Soul-klassiker ein, von Aretha Franklins ›Ain’t No Way‹ zu Etta James‘ ›I’d Rather Go Blind‹. Innerhalb von nur vier Tagen aufgenommen, war es ein Triumph der yin-yang-artigen Chemie – wenn Harts knorriges Raspeln und Bonamassas seidige Gitarrenarbeit in Juwelen wie ›Sinner’s Prayer‹ aufeinandertreffen, wünscht man sich fast, diese Partnerschaft würde nie wieder aufgelöst.

AN ACOUSTIC EVENING AT THE VIENNA OPERA HOUSE (2013)

Joe Bonamassa An Acoustic Evening At The Vienna Opera House
Was auch immer man von ihm hält, man kann ihm nicht vorwerfen, Routine-Auftritte abzuliefern. 2012 war deutlich spürbar, dass er alles aufs Spiel setzte, als er eine bunte Truppe von Musikern aus aller Welt in Wien versammelte. „Das könnte wirklich gut werden“, gestand er, „oder wir sind total am Arsch“. Doch das Konzept ging auf und bestätigte Bonamassa in seinem größten stilistischen Abenteuer. Neufassungen von ›Dislocated Boy‹ und ›Around The Bend‹ erinnerten daran, dass er einer der besten Songwriter im Business ist..

BLACK ROCK (2010)

Joe Bonamassa Black Rock
BLACK ROCK wurde auf der Insel Santorin aufgenommen. Nach dem düsteren JOHN HENRY wollte JB „das Feelgood-Album des Sommers“ abliefern, doch letztlich geriet sein achtes Studiowerk eher zur Weltmusik-Platte, nachdem er örtliche Bouzouki-Spieler zu den Sessions eingeladen hatte und daraus interkulturelle Nummern wie ›Athens To Athens‹ entstanden waren. BLACK ROCK war umstritten, doch es widerlegte zumindest die Behauptung, Bonamassa sei nur ein karrieregeiler Bluesrock-Roboter. Kevin Shirley: „Wir versuchen immer, neue Fenster zu öffnen in diesem Haus namens Blues.“

Sonderbar

Rock Candy Funk Party
WE WANT GROOVE (2013)

Rock Candy Funk Party We Want Groove
Man muss ihm zugute halten, dass er sich immer wieder häutet, doch die Funk-Improvisation mit der L.A.-Band von Tel Bergman und Ron DeJesus war eine Kollaboration zu viel. Es finden sich darauf durchaus interessante Momente: Wilde, wah-wah-durchtränkte Tracks wie ›Spastastic‹ und ›Octo-pus-E‹ erinnern an Shaft, der einen Zuhälter aus Harlem durch ein Porno-Filmset jagt. Doch sobald das Tempo nachlässt, gerät das Album zu einem Desaster. Ein Songtitel verspricht ›The Best Ten Minutes Of Your Life‹. Wir finden: Das ist glatt gelogen.

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