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Tom Keifer: So spielt das Leben (mit und ohne Cinderella)

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Tom Keifer: So spielt das Leben (mit und ohne Cinderella)

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Er war Kopf und Stimme von Cinderella, einer der größten Rockbands der achtziger Jahre. Als diese zu Ende gingen, hatte das Schicksal für Tom Keifer gleich mehrere Schläge parat.

Seine Band Cinderella – einst von Jon Bon Jovi entdeckt und gefördert – wurde von der Plattenindustrie zugunsten einer Modeerscheinung aus Seattle fallen gelassen. Hits wie ›Gypsy Road‹, ›Nobody‘s Fool‹ oder ›Don‘t Know What You Got (Till It‘s Gone)‹ waren schlagartig nicht mehr von Bedeutung. Zu allem Übel verlor Keifer beinahe über Nacht seine signifikante Singstimme aufgrund einer neurologischen Erkrankung. Es begannen langwierige Kämpfe um Gesundheit, privates Glück, seine Band und ein mit Spannung erwartetes Soloalbum, das er 2013 nach zehn Jahren Produktionszeit endlich fertigstellen und veröffentlichen konnte. Auf THE WAY LIFE GOES wie auch im Interview mit CLASSIC ROCK erzählte Keifer ganz offen vom bisherigen Lauf seines hindernisreichen Lebens:

Tom Keifer, der gerade noch an einer schweren Lungenentzündung laborierte und deshalb einige Shows in den USA absagen musste, ist wieder gut gelaunt. Grund dafür hat er zur Genüge. Immerhin hatte er bereits im Jahr 2003 mit den Arbeiten zu seinem ersten Soloalbum begonnen. Nun ist es endlich soweit, sich mit der Presse über THE WAY LIFE GOES zu unterhalten. „Wir haben all unser Herzblut in diese Sache gesteckt. Da fühlt es sich natürlich gut an, mit dem kreativen Teil abgeschlossen zu haben und die Songs jetzt live spielen zu können“, meint er zufrieden. Wir, das sind in diesem Fall Keifer selbst, seine Frau Savannah Snow und Chuck Turner, die gemeinsam im überschaubaren Kreise an den letztlich 14 veröffentlichten Songs gewerkelt hatten. „Wir hatten von Anfang an den Plan, diese Platte unabhängig von einer Plattenfirma zu produzieren und sie erst nach Fertigstellung über ein Label zu veröffentlichen. Zuvor hatten wir mit Cinderella schon einige Zeit an einem neuen Album gearbeitet, das aufgrund vertraglicher Auflagen dann nie veröffentlicht werden konnte. Danach hatte ich keine Lust mehr, dass mir bei meinem Soloprojekt irgendjemand im Nacken sitzen würde. Ich wollte einfach meine Musik aufnehmen und erst dann mit jemandem zusammenarbeiten, der auch an das fertige Produkt glaubt“, erklärt der Sänger mit der Entenschnute.

„Was abhebt, muss wieder auf dem Boden einschlagen. Jedoch gilt auch das Gegenteil!“

Bis es aber an der Zeit war, einen geeigneten Partner zu finden, mussten unglaubliche zehn Jahre voll Unterbrechungen vergehen. „Manchmal kann so eine Produktion schon frustrierend sein, denn was da manchmal aus den Lautsprechern kommt, entspricht nicht immer deinen Vorstellungen.Weil ich nicht unter dem Druck einer Plattenfirma stand, konnte ich mir zum Glück aber eine Pause nehmen, wann immer ich wollte. Und das tat ich auch.“ Dass es sich dabei oft um Zwangspausen handelte, scheint Keifer beinahe vergessen zu haben. Doch scheinbar allen seiner vergangenen Probleme kann Tom heute eine positive Seite abgewinnen. „Viele Dinge wie mein Privatleben, Tourneen mit Cinderella und meine Stimmprobleme kamen mir dazwischen. Sie zwangen mich immer dann dazu, eine Auszeit zu nehmen, wenn ich sie nötig hatte. Das half mir sogar. Und nun sind wir ja in einer weiteren Phase dieses Projekts angelangt. Die Musik ist fertig und ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Jetzt können wir das Album endlich in die Welt entlassen. Immerhin waren Savannah, Chuck und ich die einzigen Menschen, die es für Jahre hören durften“, so Keifer.

Und was da in diesen Tagen erscheinen wird, dürfte durchaus den Geschmack der Cinderella-Fans treffen. Immerhin habe sich seit den späteren Cinderella-Werken LONG COLD WINTER und HEARTBREAK STATION laut Keifer kaum etwas an seinen Inspirationsquellen geändert: „Ich wurde stark von den Siebzigern geprägt. Sehr wichtig war für mich Hard Rock mit Blues- und American-Roots-Anleihen. Auch das neue Album folgt dieser Tradition. Es ist sehr dynamisch und die musikalische Bandbreite reicht von knallhartem Rock bis hin zu intimen Akustiknummern.“

Angesprochen auf die hinter ihm liegenden Miseren, die er auch auf THE WAY LIFE GOES verarbeitet, reagiert Tom Keifer mit einer unerwarteten Leichtigkeit: „Na ja, wenn du alles direkt hintereinander abbekommst, bist du zumindest schon darauf vorbereitet“, bricht Keifer – unglaublich, aber wahr – in (kratzig) lautes Lachen aus. „In den Neunzigern änderte sich alles für mich. Die ganze Musikindustrie wandelte sich und dazu kamen noch die Probleme mit meiner Stimme. Das war ein echter Schlag, den ich da einstecken musste. Es ging dabei ja nicht nur um das, was ich liebte, sondern zusätzlich um meinen Lebensunterhalt. Dazu kamen noch die emotionalen und psychologischen Aspekte, wenn du als Sänger dein Instrument verlierst. Ich hatte unter schweren Depressionen und allem, was mit einem so schweren Verlust einhergeht, zu leiden. Ich weiß, dass es vielen aus dem Musikgeschäft so ging. Das kam alles so unerwartet. Es war, als ob unser gesamtes Jahrzehnt plötzlich keine Rolle mehr spielte und für nichtig erklärt wurde. Aber so ist das Business eben. Diese Phase meines Lebens war sehr beängstigend und damit umzugehen, dauerte Jahre“, erinnert sich Keifer.

„Die meisten Leute, die dieselbe Diagnose bekommen, können nie wieder singen.“

Dennoch hegt er keinen Groll gegenüber den damaligen Entscheidungsträgern. Und so hat die Fertigstellung seines Solowerks auch nichts von einer späten Vergeltung für Keifer: „Damit hat es wirklich nichts zu tun. Klar tat es weh, vom eigenen Label zurückgewiesen zu werden. Aber dann nicht mehr in der Lage zu sein, Musik zu machen, war doppelt so schlimm. Deshalb bin ich einfach stolz auf dieses Album. Endlich habe ich neue Musik erschaffen.“ Wie es wohl nur ein Mensch schafft, der überdurchschnittlich viel Leid wegzustecken hatte, konnte Keifer aus seinen Krisenzeiten noch einige Lektionen ziehen. „Wie tief sich mein Sturz in den Neunzigern auch anfühlte, so habe ich doch mit den Jahren verstanden, dass alles in gewissen Kreisläufen geschieht. Es stimmt: Was abhebt, muss wieder auf dem Boden einschlagen. Jedoch gilt auch das Gegenteil! Auch wenn diese Tage sehr düster waren, es wandte sich doch alles zum Guten“, optimistisiert Keifer zufrieden und etwas altersmild vor sich hin. Bevor er aber diese Gelassenheit erlangen konnte, musste Keifer einige ordentliche Brocken aus seinem Weg räumen. Das größte Hindernis war und ist dabei bis heute die durch einen starken grippalen Infekt verursachte partielle Lähmung seines linken Stimmbands.

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