DIE BESETZUNGSLISTE
Diese Menschen spielten alle eine Rolle im letzten Kapitel von Jim Morrisons Leben.
JIM MORRISON
Poet und Sänger der Doors, 27 Jahre alt.
PAMELA COURSON
Morrisons Freundin, verstorben 1974 an Heroin.
»AGNES VARDA
Belgische Regisseurin, Freundin von Ronay und Morrison.
HERVE MULLER & GILLES YEPREMIAN
Morrisons französische Freunde.
ALAIN RONAY
Enger Freund Morrisons, der die letzten Wochen bei ihm lebte.
BILL SIDDONS
Manager der Doors.
»PATRICK CHAUVEL
Damaliger Barkeeper im “Rock’n’RollCircus”.
GRAF JEAN DE BRETEUIL
Playboy, Drogendealer, Liebhaber u.a. von Pamela Courson und…
MARIANNE FAITHFULL
Londoner Sängerin und Schauspielerin.
»SAM BERNETT
Manager des Pariser Clubs Rock’n’Roll Circus.
JAC HOLZMAN
Chef der Plattenfirma Elektra.
PAUL ROTHCHILD
Ehemaliger Produzent der Doors.
ROBIN WERTLE
Jims und Pamelas Assistentin.
DIE AKTE BRIAN JONES
Morrison ist nicht der einzige Rocker, der unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt. Bereits 1969 gibt es Rätselraten um den Tod von Brian Jones.
Als Brian Jones, ehemaliger Gitarrist der Rolling Stones, am 3. Juli 1969 in seinem Pool ertrinkt, ist das Jim Morrison ein Gedicht wert: Die „Ode an L.A., denkend an Brian Jones, verstorben“ ist Teil seiner Textsammlung „Ein amerikanisches Gebet“ – gewohnt blumig, assoziativ und emotional. 3. Juli? Genau. Auch Morrison segnet an diesem Tage das Zeitliche, wenn auch zwei Jahre später, aber ebenfalls 27 Jahre alt. Ein Zufall, mehr nicht.
Parallelen zwischen den beiden Ereignissen sind allerdings offenkundig: Auch der Fall Jones wird von der Polizei seinerzeit recht schlampig bearbeitet, die offizielle Todesursache „Ertrinken unter Alkohol- und Drogeneinfluss“ darf bezweifelt werden. Und wie bei Morrison, kursiert auch hier eine strafrechtlich relevante Version.
Fakt ist: Jones ist nicht allein, als er stirbt. Laut Protokoll anwesend sind seine schwedische Freundin Anna Wohlin, Bauunternehmer Frank Thorogood und dessen Begleiterin Janet Lawson. Obwohl sich die Aussagen dieser drei Zeugen in Details widersprechen, gibt sich die Polizei mit folgender Version zufrieden: Man habe getrunken und ferngesehen, als Jones gegen 22.00 Uhr vorschlägt, gemeinsam im Pool zu schwimmen. Lawson und Wohlin bleiben im Haus, die beiden Männer gehen baden. Thorogood kehrt kurz zum Haus zurück, um eine Zigarette zu rauchen. Als er wenig später erneut an den Pool tritt, entdeckt er Jones’ Körper am Grund des Beckens. Er ruft Wohlin und Lawson, die als ausgebildete Krankenschwester Wiederbelebungsversuche unternimmt. Erfolglos. Als die zuvor alarmierte Ambulanz eintrifft, ist Jones bereits tot.
Was diese offizielle Version unglaubwürdig macht, ist die Tatsache, dass der Pathologe Dr. Sachs in Jones’ Körper nur 1,4 Promille Blutalkohol findet – für einen notorischen Trinker wie Jones kein besorgniserregender Wert. Als 1994 der Fall noch einmal aufgerollt wird, kommt der Forensiker Dr. Wecht zu dem Schluss, dass Jones, ein, zwei Tage zuvor ein paar Pillen eingeworfen hatte, in der Nacht seines Todes jedoch nüchtern war. Die Alkohol- und Drogen-Mär ist also definitiv falsch. Was 1969, trotz der damals beschränkten Analysemethoden, auch der Polizei hätte auffallen können. Doch Jones als „warnendes Beispiel“ zu stilisieren, kommt den ermittelnden Vertretern des „Establishments“ womöglich gar nicht ungelegen. Die Akte wird geschlossen. Aber was ist in dieser Nacht tatsächlich geschehen?
Am 7. November 1993 kommt ein wenig Licht ins Dunkel: Frank Thorogood lässt damals seinen Freund, den ehemaligen Stones-Mitarbeiter Tom Keylock, an sein Krankenbett rufen. Er gibt zu, Jones ermordet zu haben. Wenige Stunden später stirbt er.
Als Bauunternehmer ist Thorogood seit Mitte der Sechziger für die Privathäuser der Stones zuständig, auf Anraten Keith Richards’ kümmert er sich ab 1968 auch um Jones’ Anwesen. Nur: Thorogood und seine Arbeiter betrügen den derangierten Gitarristen nach Strich und Faden, machen sich in der Farm breit, bedienen sich an der Hausbar, vögeln in seinem Schlafzimmer, stehlen Klamotten und Instrumente. Jones lässt sie zunächst gewähren, doch im Sommer 1969 hat er genug. Der Rausschmiss ist nur eine Frage der Zeit, die Stimmung entsprechend angespannt.
Den genauen Tathergang schildert dann 1994 ein Augenzeuge in Geoffrey Giulianos Buch „Paint It Black“: An der Glaubwürdigkeit von „Joe“, der seinen echten Namen nicht preisgibt, bestehen kaum Zweifel, seine Detailkenntnisse sind enorm. Er ist einer der Männer, die Brian Jones im Pool ertränkten. Aber warum nur?
Rückblende: Joe und seine Kumpels halten Jones für ein arrogantes, reiches Weichei, sie finden es nur gerecht, ihn zu bestehlen, seinen Schnaps zu saufen und ihm dauernd Geld für „dringend notwendige“ Anschaffungen rauszuleiern. An besagtem Abend sitzt man gemeinsam am Pool, als Jones damit angibt, mühelos zwei Bahnen tauchen zu können – und unter reger Anteilnahme der weiblichen Gäste zur Tat schreitet. Thorogood, Joe und seine Freunde, allesamt sturzbesoffen, wollen ihm einen Dämpfer verpassen: „Mal sehen, wie lange er tatsächlich tauchen kann.“ Die Situation eskaliert, und was als „kleiner Dämpfer“ gedacht war, endet mit einer Leiche. Thorogood macht allen Anwesenden klar, dass Verräter nicht lange zu leben haben. Seine Drohung wird ernst genommen.
Ob dieses Totschlag-Szenario wirklich wahr ist, kann juristisch nicht abschließend geklärt werden. Thorogood ist tot, Joe längst wieder abgetaucht. Aber Einiges spricht dafür, dass Brian Jones tatsächlich ein paar betrunkenen Bauarbeitern zum Opfer fiel. Obwohl in der Polizeiakte ganz andere Dinge stehen.
gut geschilderte Story. Sehr spannend zu lesen. So detailliert beschrieben, dass man sich jede Szene in seiner Phantasie erstaunlich plastisch vorstellen kann. Zugleich hoher Unterhaltungswert. Was will man mehr???
Ein sehr ausführlicher und interessant geschriebener Artikel über diesen herausragenden Künstler der 60er und die bis heute ungeklärten Begleitumstände seines viel zu frühen Todes. Danke an den Autoren.
o o seine Seele möchte ich aber nicht haben..
Ist der Körper Jim’s beerdigt?
Könnte eine Exhumierung und Untersuching des Körpers heutzutage eine Aufklärung bringen? Immerhin war Morrison in seinem Todesjahr 1971 im Februar erst aus dem Hotelfenster Chateau Marmont LA gefallen ein evtl. Rippenbruch hätte irgendwann Atemnot verursacht unter der Morrison in Paris bis in den Juli 1971 litt (daran verstarb??)!!
Eine gut erzählte Geschichte, mit einem Tragischen Ende! Die Biografie von Daniel Sugarman und Jerry Hopkins (No One Here Gets Out Alive) erzählen noch eine andere Geschichte, Jim hatte nämlich Angst vor Heroin und Spitzen, seine Droge war Kokain! Jim war ein schwerer Trinker, was Dichter halt so machen. Sein Tod ist vielmehr ein tragischer Unfall gewesen,das er wahrscheinlich Heroin in seinem alkoholisiertem Zustand zu sich genommen hat. Die Legende sagt aber auch, als die Doors Anfang 1967 im Fillmore in San Francisco auftraten, und noch immer keinen Hit hatten, schlug Jim der Plattenfirma vor, durch einen fingierten Todesfall landesweit das Interesse auf die Band zu lenken!