Wenn man heute, über 25 Jahre nach seinem Tod wegen Prostatakrebs Ende 1993, die Leute fragt, wer Frank Zappa war, dann werden sie alle möglichen verschiedenen Menschen beschreiben. Nicht nur einen Rockstar, sondern einen Avantgarde-Jazzmusiker, klassischen Komponisten, Filmemacher, Autor, Satiriker und Universitätsdozenten. Zappa war der Typ, von dem John Lennon sagte, dass er „ihn immer treffen wollte“. Er war der Plattenlabel-Unternehmer, der Captain Beefheart unter Vertrag nahm und dessen Meisterwerk TROUT MASK REPLICA produzierte.
Der Mentor, den Alice Cooper heute als den „originalen Shock-Rocker“ bezeichnet. Und das war nur in seiner „Holzhaus-Phase“ in den späten 60ern. Bis zu seinem Tod mit 52 war Zappa auch ein Pionier computerisierter elektronischer Musik geworden, ein Aktivist für die Wählerregistrierung und der „persönliche Held“ von Václav Havel, der ihn zum kulturellen Verbindungsoffizier zwischen der Tschechischen Republik und den USA machen wollte. Andere erinnern sich einfach an den Typen, der seinen Kindern seltsame Namen wie Moon Unit, Dweezil, Ahmet Emuukha Rodan und Diva Thin Muffin Pigeen gab. Den Mann, der auf die Frage, ob er befürchte, diese Namen werden ihnen später im Leben Probleme bereiten, antwortete: „Ärger wird ihnen nur ihr Nachname machen.“
Für mich war Frank Zappa die furchterregendste Person, die ich je interviewt habe. Aber das war 1984, lange nachdem sein Reich erbaut und seine Regentschaft etabliert worden war. Ich war dort, um mit ihm – lachhafterweise, wie mir heute klar wird – über Rockmusik zu reden, für die sich Frank nie interessiert hatte. Pauline Butcher erinnert sich: „Er hörte Blues und Klassik. Er spielte überhaupt keinen Rock’n’Roll – nie. Er liebte Strawinski, Varèse, Bartók…das waren die wichtigsten.“
„Ich glaube, er war schon von Geburt an ein ungewöhnlicher Mensch“, so Gail am Telefon aus der Küche des Hauses, in dem sie fast 25 Jahre lang mit Frank lebte. „Ich denke, er hatte schon immer diese intensive Persönlichkeit. So radikal kann man sich meiner Meinung nach nicht selbst verändern. Ich denke, er war einfach ein Mensch, der sich sehr für Freiheit interessierte. Er war ein Patriot und er war ein Komponist. Einfach eine seltsame Kombination.“
Auf jeden Fall war er schon als Kind anders. Frank Vincent Zappa, geboren vier Tage vor Weihnachten 1940 in Baltimore, war das älteste von vier Kindern der franko-italienischen Mutter Rose Marie und des Vaters Francis Vincent senior, eines sizilianischen Einwanderers mit italienischen, griechischen und arabischen Wurzeln. Zu Hause sprach Frank hauptsächlich Italienisch, das er von seinen Großeltern gelernt hatte. In der Schule sprach er dafür echtes Yankee-Amerikanisch. Sein Vater war ein Mathematiker und Wissenschaftler, der für die US-Militärindustrie arbeitete, weshalb die Familie oft umzog. Als Kleinkind lebte Frank so in Florida, bevor die Zappas sich wieder in Baltimore niederließen, wo der Vater bei Edgewood Arsenal Chemical Warfare arbeitete, einer Fabrik für chemische Kampfstoffe. Immer waren Gasmasken im Haus, die nur darauf warteten, im Fall eines „Unfalls“ schnell übergezogen zu werden. Keime und bakteriologische Kriegsführung sollten sich später auch in Franks Musik wiederfinden.
Er war ein kränkliches Kind mit Asthmaanfällen und nicht enden wollenden Ohren-, Nasen- und Halsbeschwerden. Als der Hausarzt Radiumkügelchen in seine Nasenlöcher einführte, um eine Nebenhöhlenentzündung zu behandeln, traumatisierte das Frank so sehr, dass auch Referenzen an Nasenlöcher und Bilder von Nasen immer wieder in seiner Arbeit als Erwachsener auftauchten.
Als er zwölf war, verließ die Familie Baltimore für immer und zog nach Südkalifornien, wo Frank senior u.a. in Monterey, Claremont und El Cajon arbeitete, bevor es sie letztlich nach San Diego verschlug. Dort ging Frank junior auf die Mission Bay High School, wo er seiner ersten Band The Black-Outs als Schlagzeuger beitrat.
Pauline Butcher, die Zappa im September 1967 in London traf, bevor sie für ihn arbeitete, sagt, dass „sein Ding“ davon beeinflusst wurde, auf so vielen Schulen gewesen zu sein, als er jung war. „Er landete immer bei den Losern und unbeliebten Leuten in der Schule. Das prägte ihn wohl für den Rest seines Lebens. Er konnte sich mit dem Underdog identifizieren und den Leuten, die außerhalb des Mainstreams standen.“
Er war ein wandelnder Widerspruch: ein ernster Teenager, der mit 14 sein erstes orchestrales Werk komponierte und frühreife Briefe schrieb, in denen er Treffen mit seinen Helden Igor Strawinski, der in Kalifornien lebte, und Edgard Varèse, in New York ansässig, verlangte. Varèse stimmte zu, sagte dann aber ab. Doch den Großteil seiner Freizeit verbrachte Zappa damit, Doo-Wop-Platten anzuhören, Monsterfilme anzuschauen und die ganze Nacht mit seinem einzigen Freund durch die Gegend zu fahren: Don Van Vliet, ein weiterer High-School-Außenseiter, dessen Mentor Zappa später wurde, nachdem er ihn in Captain Beefheart umgetauft hatte (was ihm der Captain, selbst eine Anhäufung eigenartiger Widersprüche, nie wirklich verzeihen würde).
Zappa als Teenager war nerdy und unbeliebt, doch es war ein Ereignis im Alter von 21, das ihn hart machte und zu dem unversöhnlichen, kontrollsüchtigen Menschen werden ließ, als der er für den Rest seines Lebens gelten sollte. Er war zu diesem Zeitpunkt der stolze Besitzer eines kleinen Fünf-Spur-Studios in Cucamonga, gekauft von der Gage für seinen Filmscore zu dem B-Movie „Run Home Slow“. Und so begann in charakteristisch schräger Manier Zappas Karriere als Komponist und Produzent. Frühe Erfolge verbuchte er mit der Doo-Wop-Nummer ›Memories Of El Monte‹ für The Penguins (wofür er 75 Cent bekam) und ›Grunion Run‹, der B-Seite der Scherz-Hitsingle ›Tijuana Surf‹, die Platz eins in Mexiko erreichte.
Während er 1962 auf die Tantiemen dafür wartete, bot ihm ein Mann mittleren Alters 100 Dollar für ein „Party-Tape für die Jungs“ – in den frühen 60ern Code für einen Porno. Keine hohe Kunst, aber diese 100 Dollar wären ihm sehr gelegen gekommen für die Finanzierung seines nächsten Traumprojekts: „Captain Beefheart Vs. The Grunt People“, ein Film, den er geschrieben hatte. Am nächsten Abend zeichneten Frank und eine Freundin also auf, wie sie auf einer quietschenden Matratze rumhüpften, „oooh“ und „aaah“ machten und versuchten, nicht zu lachen. Was alles andere als witzig war: Besagter Kunde mittleren Alters erwies sich als ein gewisser Detective Willis, und Zappa wurde zu sechs Monaten Haft für Handel mit pornografischem Material verurteilt.
Tatsächlich verbrachte er nur elf Tage im Gefängnis, der Rest der Freiheitsstrafe wurde zur Bewährung ausgesetzt, doch der Eintrag im Führungszeugnis war genug, um nicht für Vietnam eingezogen werden zu können. Laut derer, die ihn kannten, ging es von da an nur noch abwärts. Er fühlte sich permanent ungerecht behandelt. Und, was schlimmer war, er entwickelte eine krankhafte Angst vor der Polizei. Ein Zustand, der zu einem absoluten Drogenverbot in seiner Gegenwart führte, ebenso wie zu seinem verbitterten Misstrauen gegenüber jeglichen Autoritätspersonen und Institutionen.
„Er hatte panische Angst davor, verhaftet zu werden“, so Butcher. „Wäre die Polizei vorbeigekommen und hätte Drogen im Haus gefunden, wäre er dafür auch im Knast gelandet, und das konnte er nicht noch mal durchmachen. Es wurde nie komplett erklärt, was genau ihm dort widerfahren war, aber es gibt Anzeichen dafür, dass er sexuell missbraucht wurde – weil er langes Haar hatte.“
Mitte der 60er, als die adretten Beatles noch immer als Bedrohung für die Jugend der Nation galten, war Zappa die Inkarnation aller Alpträume des anständigen US-Kleinbürgertums: langes Haar, Zapata-Schnurrbart, Klamotten aus dem Second-Hand-Laden und eine offensichtliche Abneigung gegen ein heißes Bad oder eine kalte Dusche. Aber er wusste, dass seine Tage als „einsamer Freak“, wie er es später formulierte, der in der Kleinstadt lebte, gezählt waren. Er brauchte nur ein Vehikel, das ihn auf das nächste Level transportieren würde.
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