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The Night Flight Orchestra: Nachtflug zurück in die Zukunft

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The Night Flight Orchestra: Nachtflug zurück in die Zukunft

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TheNightFlightOrchestraWas geschieht, wenn Death-Metal-Künstler plötzlich auf die Schnapsidee kommen, eine keyboardlastige AOR-Band zu gründen? Björn Strid von The Night Flight Orchestra erklärt es im Interview.

Man nehme eine große Schüssel und befülle sie mit diversen Keyboards, Inspirationsquellen wie Toto, Survivor oder ABBA, hebe vorsichtig ein paar begnadete Musiker aus der Extreme-Me­tal-Ecke sowie mehrere Flaschen Champagner unter, schüttle alles kräftig durch und gieße es in eine große Form Eskapismus. Heraus kommt The Night Flight Orchestra, jenes schwedische (ach was, Schweden?) Konzept, das 2007 eher ne­­benbei von Mitgliedern der Bands Soilwork und Arch Enemy während eines feuchtfröhlichen Nachtfluges irgendwo am amerikanischen Himmel erdacht wurde und das 2017 mit dem dritten und von allen Seiten gefeierten Album AMBER GALACTIC so richtig anfing, durch die Decke zu gehen. Seltsam ei­­gentlich, denn lange Zeit erfreute sich eingängiger AOR unter Rockern und Metalheads nicht gerade größter Beliebtheit und auch die zahlreichen Verfechter der 70s-fixierten Retrowelle mit ihrer Vorliebe für psychedelische Hammondorgeln und originalgetreue Schlaghosen dürften angesichts des vor 80er-Jahre triefenden Stadionrocks, wie ihn NFO sowohl musikalisch als auch optisch schamlos und dazu höchst begnadet darbieten, eher die Nase rümpfen. Aber irgendwie scheinen die Schweden zu ihrer eigenen Überraschung einen Nerv getroffen zu haben. „Die Leute haben diese Art von Musik einfach vermisst“, meint Frontmann Björn Strid, hauptberuflich Grunzer in einer Melodic Death Metal Band, im Interview mit CLASSIC ROCK und erklärt, warum sich das ur­­sprüngliche Nebenprojekt mit der vierten Platte SOMETIMES THE WORLD AIN’T ENOUGH langsam zu einem zweiten Standbein mausert, was er von Feminismus hält und wie er und seine Truppe mit herausragenden Hymnen Hipster und Headbanger friedvoll vereinen können.

Als ich die neue Platte erstmalig hören durfte, lief sie noch unter dem Arbeitstitel AMBER GALACTIC II. Wann und warum habt ihr euch für eine Namensänderung entschieden?
Oh wow, da warst du aber früh dran. Wir haben uns kurz vor Fertigstellung des Mixes dann doch noch umentschieden. Die Neue ist sehr nah an AMBER GALACTIC und wir fühlten, dass wir dem eingeschlagenen Pfad musikalisch als auch textlich weiterhin folgen wollen. Deshalb dachten wir anfangs an AMBER GALACTIC II, aber irgendwie wollten wir sie dann doch für sich alleine stehen lassen, trotz der eindeutigen Verbindung. Auch wenn du dir die beiden Cover ansiehst: Auf AMBER GALACTIC sieht man, wie die Frau sehnsüchtig in den Himmel schaut, irgendwie wirkt sie noch leicht unentschlossen. Auf SOMETIMES THE WORLD AIN’T ENOUGH ist sie schon einen Schritt weiter: Sie hat den Helm auf, den Raumanzug an, sie ist so weit. Also passte der neue Titel am Ende einfach besser.

Warum ist die Welt manchmal nicht genug?
Na ja, ich weiß nicht. Manchmal ist sie natürlich genug. (lacht) Aber es geht hier um einen Eskapismus, der in unserer Musik stark mitschwingt. Wir führen den Hörer woanders hin und der Hauptgrund dafür, warum wir diese Band ge­­gründet haben, ist schlichtweg, weil wir in Bewegung bleiben wollen. Und dieses „In-Bewegung-Sein“ führt dich weiter, du bist immer auf dem Weg.

Gibt es heute nur noch diese beiden Möglichkeiten für Musiker: Ein politisches Statement abliefern oder voll einen auf Realitätsflucht machen?
Hm, vielleicht. Und wir nehmen da definitiv den einfachen Weg. (lacht) Aber manchmal braucht es sowas einfach, sonst konsumieren dich die ganzen Nachrichten und Social-Media-Kanäle. Ich denke, das ist unsere Reaktion auf all das. Natürlich ist da auch Nostalgie in­­volviert und es verbindet dich mit deiner Kindheit, als alles noch sorgenfrei war. Also, wahrscheinlich war es das gar nicht, aber es scheint retrospektiv so. Es war vielleicht noch etwas einfacher da­­mals und das fehlt heutzutage. Trotzdem brauchen Menschen dieses Gefühl in ihrem Leben und es kommen tatsächlich Fans zu uns und sagen Dinge wie: „Danke, dass ihr diese Band erschaffen habt. Ich wusste nicht mal, dass ich das vermisse.“

Bezüglich des Nostalgiefaktors: Warum habt ihr euch so stark an dem AOR der 80er orientiert, statt wie alle anderen die 70er-Jahre-Schiene zu fahren?
Na ja, einige dieser Bands übertreiben es und das ist leicht zu durchschauen. Irgendwann hat jemand NFO mal als eine Band beschrieben, die „dich zurück ins Morgen“ katapultiert. Das klingt ziemlich anmaßend, aber irgendwie passt es sehr gut. Wir haben diese Elemente gekidnappt und sie in uns selbst verwandelt. Das ist schon erfrischend, weil es auch in einer verlorenen Kunst wurzelt. In einer Art des Komponierens, des Produzierens und Performens, die lange Zeit nicht mehr da war. Und trotz der ganzen Keyboards ist unser Sound am Ende sehr organisch. Außerdem ist so viel musikalisches Wissen in unserer Band vorhanden und wir tun das wirklich aus den richtigen Gründen, ansonsten wären wir ja nur ein Haufen Metalmusiker, die besoffen sind und nach 80er klingen wollen. Aber es geht darüber hinaus, das hier ist sehr aufrichtig, weil es tiefer geht.

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