Lass dich überraschen: gefühlte fifty shades of Rockmusik
Irgendwas ist immer: The Macks aus Portland zählen nicht zu jenen Bands, die ihre Kompositionen kreuzbrav um Strophen, Refrains und Middle-Eights konstruieren, immer wenn man meint zu ahnen, in welche Richtung sich ein Song entwickelt, schlägt der einen Haken wie ein Hase auf der Flucht. Diese Unvorhersehbarkeit erhöht die Spannung und macht Spaß, wenn plötzlich – wie in ›Family Ties‹ – ein orientalisch angehauchtes Gitarrensolo dazwischen grätscht oder sich der ›Steamroller‹ psychedelisch nähert, bevor er in eine Art reduziertes Stadionrock-Riff mündet. Wer homogenisierte Lieder schätzt, die enden, wie sie begonnen haben, kann vom Feuerwerk der Aha-Effekte allerdings gelinde überfordert werden. Darf man das Progrock nennen? Vielleicht. Am besten kombiniert mit dem Adjektiv „postmodern“, denn The Macks fischen in nahezu allen Rock’n’Roll-Gewässern, mischen Garagen- mit Artrock, wagen Abstecher in Punk- und Heavy-Rock, flirten mit Funk, zitieren rhythmisch – etwa in ›Cowboys & Cattlebroads‹ den Krautrock à la Neu! – und liefern mit ›Ranchero‹ ausnahmsweise gar harmonisch sanfte Songwriter-Klänge. Enorm abwechslungsreich, unterhaltsam und gut gemacht. Aber durchaus fordernd.
8 von 10 Punkten
The Macks
THE MACKS ARE A KNIFE
DEVIL DUCK/INDIGO