Doch, das geht: authentischer Southern-Rock aus Kanada
Oha, da will es eine Band aber wissen: The Commoners aus dem kanadischen Toronto. Wer jetzt unterkühlten Rock erwartet, ist schief gewickelt. Denn das Quartett um Raukehlchen Chris Medhurst hat sich mit Leib, Seele und Stimme ganz dem hitzigen Southern-Rock und -Blues verschrieben. Man könnte das schon fast als kulturelle Aneignung geißeln, würden die Bürgerlichen oder Gewöhnlichen, wie sie sich in einem Akt fantastischer Untertreibung benennen, ihr Metier nicht so wundervoll beherrschen. Nein, ein Fremdeln mit diesem geografisch ein paar Tausend Kilometer südlich verorteten Sound ist zu keiner Note auszumachen. Schon im Opener und Titeltrack gehen sie über viereinhalb Minuten ans Eingemachte, mit chilischarfen Gitarrenriffs, tonnenschweren Beats und dem heiser-heißblütigen Gesang von Medhurst. Wer nach wenigen Takten da nicht an The Black Crowes denken muss, hat die letzten Jahrzehnte auf dem Mond verbracht. Neben den Robinson-Brüdern könnte man als Referenzen wohl auch noch die Allman Brothers Band oder, als jüngere Paten, die aus Nashville stammenden A Thousand Horses nennen. So kraftvoll und retro geht es weiter: ›Fill My Cup‹ ist eine wunderschöne Southern-Ballade, ›More Than Mistakes‹ kommt im flotten Motown-Groove, ›Too Much‹ erinnert mal an Deep Purple, mal an Humble Pie und ›Naturally‹ ist der vielleicht leidenschaftlichste und ungehobeltste Slow-Blues des Jahres.
8 von 10 Punkten
The Commoners
FIND A BETTER WAY
GYPSY SOUL/H’ART