Church-Alben zählen? Unmöglich. Sicher ist aber: Dieses zählt zu den besten.
Der Kuschelwave von ›Under The Milky Way‹ hat die Australier vor vielen Jahren berühmt gemacht, doch die Band von heute hat mit den schattigen Typen von damals nicht mehr viel gemein. Seit Anfang der 90er Jahre basteln The Church mit viel Hingabe an einer Symbiose aus Beatles und Pink Floyd: Pop und Psychedelic, nie knallbunt, immer dunkel und funkelnd. Die besten Platten der Band bieten exzellentes Handwerk und unendlich viel Inspiration. Gelingt diese Symbiose, zählen The Church auch nach 35 Jahren im Geschäft zu den besten Gruppen der Gegenwart. Doch noch vor wenigen Monaten standen die Zeichen schlecht: Bandchef Steve Kilbey sah sich vom alten Label betrogen, Originalgitarrist Marty Willson-Piper zog kommentarlos nach Schweden und meldet sich seitdem nicht mehr. The Church standen kurz vor der Auflösung, doch Kilbey hat lieber abgewartet, als vorschnelle Entschlüsse zu fassen. Und die Geduld hat sich gelohnt: Alt-Fan Ian Haug schloss sich nach der Auflösung von Powderfinger als Gitarrist der Band an – und sein Einstand gelingt bravourös. Zusammen mit Gründungsmitglied Peter Koppes entwickelte er traumhafte Gitarrenparts, das Picking greift ineinander, alles fließt. Dazu singt Songwriter und Bassist Kilbey mit sanfter Stimme seine mal mystischen, mal romantischen Geschichten vom Verschwinden eines Mannes (›Vanishing Man‹, schönen Gruß an Wilson-Piper) oder dem ›Laurel Canyon‹. Beinahe überirdisch ist die Schönheit von ›Pride Before A Fall‹ und ›Love Philtre‹, die tatsächlich klingen, als hätten sich Dave Gilmour und John Lennon heimlich zu einer Session getroffen.