Organisch und lebendig soll es klingen, wissen geschmackssichere Gitarrenhelden aller Klassen. Genau das bietet der Engl Retro. Blues-Gitarrist Dennis Hormes half bei der Entwicklung.
In Sachen Brett, Verzerrung und Alarm im Gitarrensound scheinen alle Grenzen gefallen zu sein. Aber mit welchem Verstärker bekommt ein Rock-Gourmet einen sahnigen, natürlichen Ton? Bei Clapton einen prähistorischen Marshall aus der Garage klauen? Raritäten im Wert eines Mittelklassewagens auf eBay zusammenkaufen? Opas Röhrenradio umbauen? Alles schwierig. „Vintage“ lautet das Zauberwort, das den Saitenkünstlern unter uns im Kopf herum geht. Sounds, wie wir sie von den Alben kennen, die die Grundlage unserer Musik gelegt haben. Aber zuverlässig muss der Amp sein, mit modernen Optionen bitte, und wenn‘s mal härter wird, soll er das auch können. Gesucht wird also ein „neuer alter Gitarrenverstärker“ für die Sessions zwischen Blues und Hard Rock, ob auf der Bühne oder auf dem Sofa.
Eine neue Option für dieses Bestreben bietet nun die deutsche Verstärkerschmiede Engl an, zu deren Kunden nicht ganz Unbekannte wie Paul Stanley, Steve Morse, Ritchie Blackmore und Mille Petrozza (Kreator) gehören. „Retro“ heißt das neue Pferd im Stall, das eben jene Ansprüche der Vintage-Rocker von heute zufrieden stellen soll. Bei der Entwicklung lieh der Rock-Gitarrist Dennis Hormes sein professionelles Ohr: „Der generelle Plan war, den Retro nicht als teuren Boutique-Amp anzusetzen oder gar als Fifties-/Sixties-Modell“, erklärt der 32-Jährige. „Wir hatten eher den Rock der 70er und 80er im Blick, klassische Sounds also, die mich und viele andere geprägt haben.“
Dabei konnte der Deutsche seine Erfahrungen mit seiner eigenen Truppe Dennis Hormes & The Things und als Musiker u.a. für T.M. Stevens einfließen lassen. Das Ziel stand dabei fest: „Fett“ sollte der Retro klingen, aber eben so lebendig und organisch, dass der Klang „flexibel auf das Spiel mit dem Volumen-Poti reagiert“. Mit anderen Worten: Alleine durch die Lautstärke-Einstellung an der Gitarre lässt sich der Klang „von fast clean bis viel Verzerrung“ regeln, und das, wenn‘s sein muss, in nur einem Kanal. Grundlegend anders hat es der große Eddie Van Halen auch nicht gemacht…
An Kanälen bietet der Retro sogar zwei, Clean/Crunch im ersten, ein warmes Overdrive im zweiten, wenn‘s denn mal ein bisschen mehr sein soll an Brett. Zumindest ist die Option da, mit Metal-Ansprüchen gain-mäßig mitzuhalten, ergänzt Hormes. Vordringlich aber richtet sich der Retro an den Rocker in uns, wenngleich nicht an eine einzige Zielgruppe. „Das Tolle ist, das ich als ‚arbeitender’ Musiker auf vielen Baustellen unterwegs bin. Ob ich jetzt eine Country Rock-Tour mit Tom Beck oder einen Hard-Rock-Job im Studio habe – mit dem Amp kann ich zumindest für mich alles abdecken. Da ich ja einen Großteil der Sounds mitgestalten konnte, bleiben keine Wünsche offen: Zwei Channels, vier Sounds abrufbar, Mid-Tone Boost, sogar zwei Master Volume-Einstellungen – perfekt!“ Das können wir bestätigen: Beim Testlauf auf einer handelsüblichen Blues/Rock-Gitarre mit Humbuckern klang der Retro voluminös, aber nicht brutal, luftig, aber auf Wunsch ganz schön kräftig, vor allem aber variabel und natürlich. Und wenn wir das mit unseren Gorillafingern hinbekommen, scheint der Plan aufgegangen zu sein.
Modell: Engl Retro Tube
Konfiguration: Topteil (50 oder 100 Watt) oder Combo (50 Watt)
Preamp: Zwei Kanäle
Bestückung: vier ECC83-Röhren
Extras: Gain-Boost für beide Kanäle, Bright-Schalter für den Clean-Kanal, Tone-Schalter für den Lead-Kanal, separate Gain- & Volumen-Regler für jeden Kanal, zwei 3-Band-EQs, Noise Gate, zweites Master-Volumen via Fußschalter oder Regler auf Rückseite, Effekt-Loop (seriell/parallel)
Design: austausche Frontplatten in drei verschiedenen Farben
Zubehör: 4×12“-Lautsprecherbox „Retro“ (ca. 1280€)
Preis: ca. 1650 € für 50W-Top, 1880 € für das 100W-Top, 1990 € für den 50W-Combo