Zwei klassische Alben, live aus Memphis.
Während sich der Progressive Rock in Europa Ende der Siebziger auf dem absteigenden Ast befand, rollte in den USA eine Welle mit Bands wie Boston, Styx, Survivor und Journey heran, die progressive Musik mit Bombast und kommerziellen, fast poppigen Melodien mixten. Deren Stil wurde je nach Lust und Laune als Pomp-Rock, Stadion-Rock oder AOR definiert. Styx aus Chicago, die in ihrer Karriere mehr als 30 Millionen Scheiben verkauften, schafften ihren endgültigen Durchbruch mit den Multiplatin-Alben THE GRAND ILLU-SION und PIECES OF EIGHT, die nun am 9.November 2010 im altehrwürdigen Orpheus Theater in Memphis erstmals am Stück aufgeführt und in Bild und Ton festgehalten wurden. Styx waren bekanntlich schon immer ausgefuchste Perfektionisten, weshalb sich der geneigte Fan wahlweise über eine DVD oder Blu-Ray freuen kann, die sowohl visuell als auch klanglich keinerlei Schwächen aufweist.
Im Mittelpunkt der 100-minütigen Show stehen der für die sanften Töne zuständige Gitarrist und Sänger Tommy Shaw und der mit einer tierischen Rockröhre ausgestattete und hart riffende James Young. Doch auch Lawrence Gowan sorgt in ruhigen Momenten für Gänsehaut. Das Sextett prä-sentiert sich vor riesigen Videoprojektionen wie eine traumwandlerisch eingespielte Einheit, agiert sympathisch und befindet sich trotz der komplexen Instrumentierung und ihres respektablen Alters permanent in Bewegung.
Obwohl PIECES OF EIGHT das wesentlich erfolgreichere Album war, offenbart THE GRAND ILLUSION in seiner Gesamtheit mehr Tiefe und Atmosphäre. Ein klasse Teil, das durch eine halbstündige Dokumentation über die Organisation des Konzertes so- wie ein wenig Gitarrenkunde nur noch aufgewertet wird.