Von Snowden zu Nelson – Don’t mess with Texas!
Im März diesen Jahres fand zum 28. Mal das South By Southwest-Festival (SXSW) im texanischen Austin statt. CLASSIC ROCK war vor Ort und hat für euch Festivalluft geschnuppert.
Das SXSW ist zugleich Megakonferenz für interaktive Medien, hochkarätiges Filmfestival und größter Branchenevent der Musikindustrie. Es gibt vermutlich keine andere Veranstaltung, die so viele Menschen aus unterschiedlichen Bereichen der Kreativwirtschaft zusammenbringt. Ob Gamer, Filmemacher, Netzaktivist, Start-up-Gründer oder Musiker, das SXSW bietet jede Menge Inspiration und Chancen zum Ideenaustausch. Für die Netzgemeinde war eine Liveschaltung zu Edward Snowden nach Moskau das absolute Highlight – ein fast schon historischer Moment. Über eine Stunde sprach der berühmteste Whistleblower der Welt über die Gefahren durch die Überwachung des Internets und rief die Zuhörer dazu auf, sich gegen die Kontrolle der Geheimdienste zu wehren. Für Aufsehen sorgte auch Rocklegende Neil Young. Der Kanadier stellte sein Musikabspielgerät, den PonoPlayer vor. Das Gerät kann Musik in einer weit besseren Qualität als eine CD wiedergeben und soll nun dem mp3-Format den Kampf ansagen. Für Young ist es an der Zeit, dass die Musik nicht mehr an Qualität abnimmt, wenn sie in digitaler Form konsumiert wird. Viele namhafte Unterstützer hat er bereits. Ob Produzent Rick Rubin, Kid Rock, Dave Grohl, Eddie Vedder oder Beck, sie sind alle von dem neuen Player begeistert.
Während des sechstägigen Musikparts spielten mehr als 2000 Bands aus aller Welt auf über 100 Bühnen im ganzen Stadtgebiet. Darunter jede Menge CLASSIC ROCK-affines Programm. Vor allem rund um die legendäre 6th Street, dem Herz der Altstadt, schallten aus unzähligen Bars und Clubs Gitarren und Schlagzeug. Ein Eldorado für Rockmusikfans. Austin hat die höchste Dichte an Musikclubs in den ganzen USA. In keiner anderen Stadt gibt es mehr Live-Musik zu hören – ein Besuch lohnt sich also auch außerhalb der Festivalzeit. Für alle, die sich ein genaueres Bild von der Musikszene der texanischen Hauptstadt machen möchten, sei der Dokumentarfilm „Road To Austin“ zu empfehlen. Der Film war Teil des diesjährigen SXSW-Filmprogramms und erzählt die spannende Geschichte der Entwicklung Austins zur Musikhaupstadt, mit zahlreichen O-Tönen und Live-Ausschnitten von Stars wie Kris Kristofferson, Willie Nelson und Stephen Bruton.
Leider wurde die Veranstaltung aber dieses Jahr auch Ort einer menschlichen Tragödie. Ein Betrunkener raste auf der Flucht vor der Polizei mit dem Auto in eine Menschenmenge und riss vier Menschen in den Tod. Ein tieftrauriger Moment in der Geschichte eines doch sonst so friedlichen und sehr faszinierenden Festivals.
Besonders spannend am SXSW sind die Showcases der vertretenen Länder. Ob nun aus Australien, Argentinien, Kanada, England, Brasilien, Spanien oder Irland. Nirgendwo sonst bekommt man eine solche Vielfalt an Bands und Musikstilen zu sehen und zu hören. Auch Deutschland war dieses Mal erneut präsent. Bei den Konzerten im German Haus hatten talentierte Acts aus Hamburg und Berlin die Möglichkeit ihre Qualitäten dem internationalen Fachpublikum zu präsentieren. Seine SXSW- und USA-Premiere feierte dieses Jahr das iTunes-Festival. Die fünf Shows an fünf Tagen wurden über eine Festival-App weltweit übertragen. Von Coldplay, über Soundgarden, zu Keith Urban und der Country-Ikone Willie Nelson – ein fantastisches Line-up!