Seine Helden sind Jimi Hendrix und Stevie Wonder, Son Little selbst ist einer der aktuell talentiertesten jungen Soulmusiker – was er gerade wieder bestätigt.
„All that I ever needed in life, is right here before me, and she‘s mine oh mine.“ So startet Son Little, bürgerlich Aaron Livingston, in sein Album NEW MAGIC. Und bereits in diesen ersten Zeilen steckt viel von der Mischung aus Romantik und – hier Besitz ergreifender – Bestimmtheit und Entschlossenheit, die seine zweite Platte ausstrahlt, ganz in der Tradition von Sängern wie Otis Redding oder Bobby Womack. Ganz zarter, empathischer Soul steht neben coolem, kantigem Blues.
Livingston, als Produzent für seine Zusammenarbeit mit Mavis Staples bei deren Song ›See That My Grave Is Kept Clean‹ mit einem Grammy ausgezeichnet, ist einer der Protagonisten einer Riege junger Soulkünstler, die sich im Windschatten des aktuellen R&B- und HipHop-Hypes etabliert haben. Zu nennen sind hier etwa der politisch-kämpferische Benjamin Booker, der stilbewusste Retro-Spezialist Leon Bridges, die so einfühlsame wie philosophische Valerie June oder der Style-orientierte Curtis Harding. Bei allen Unterschieden haben sie eines gemeinsam, findet Livingston: „Liebe und Respekt für die musikalischen Helden vergangener Zeiten.“
„Es gibt tonnenweise großartige Soulmusik aus den 60ern, die jeden Aspekt des Lebens berührt und unsere Kultur wesentlich beeinflusst hat. Wir alle sind Schüler dieses Vermächtnisses.“ Livingston spricht hier über die oben genannten Redding und Womack ebenso wie über Sam Cooke oder Smokey Robinson. Nicht zuletzt meint er damit aber auch Jimi Hendrix und Stevie Wonder, zwei seiner ganz großen Helden, „vielseitige, kreative Musiker, furchtlose Künstler, die ihren eigenen Weg gegangen sind, anstatt zu tun, was von ihnen erwartet wurde“.
Kreativ und vielseitig, das sind Adjektive, die auch auf Livingston selbst zutreffen. Auf NEW MAGIC mischt er verschiedene traditionelle Stilrichtungen, von Soul über Blues und Rock‘n‘Roll bis hin zu Gospel. Dass er dabei dennoch frisch klingt, liegt vor allem daran, dass er neue musikalische Kombinationen herstellt und dazu moderne, HipHop-artige Grooves einbaut. Vor hemmungsloser Nostalgie und Eingängigkeit schreckt der Sänger wiederum auch nicht zurück, das beweist der unwiderstehliche Phillysound von ›Blue Magic‹. Doch worum geht‘s in dem Stück eigentlich? „Nun“, erklärt Livingston, „Mit ‚Blue Magic‘ kann vieles gemeint sein: Windschutzscheibenreiniger, Waschpulver, Heroin, ein Song von Jay Z. Für mich ist es das, was im Tai Chi oder Kung Fu ‚Chi‘ heißt, oder im Blues ‚Mojo‘: die kreative Kraft des Lebens.“