Der Blueskauz stolpert in sein Lieblingsalbum
Es sei ein Versehen, dieses Album, gibt „Seasick“ Steve Wold zu Protokoll. Während den meisten aus Versehen eher Missgeschicke unterlaufen, ist dem Blueskauz aus Oakland aus mehreren Gründen Bemerkenswertes gelungen. Sehr geschickt hat er etwa seinen musikalischen Werkzeugkasten vergrößert. Bislang eher bekannt für eine archaische Herangehensweise an das Thema „Blues“, für die er selten mehr als eine selber zusammengespaxte Gitarre mit ungerader Saitenanzahl bemühte, wird’s diesmal vergleichsweise opulent. Auf dem Opener fügt eine flirrende Pedal-Steel dem klassischen Swamp-Blues-Stampfer Alternative-Country-Atmosphäre hinzu. Auf dem 1967 angefangenen und jetzt vollendeten ›San Francisco Sour‹ lässt Steve sich von einer Band mit Hammond, Background-Chor und Bläsersatz helfen, was aus Slow-Blues glitzernden Rhythm’n’Blues werden lässt. Er selbst gewinnt seiner Stimme weit mehr Facetten ab, als man es von seinen mehr als zwei Handvoll Platten gewohnt ist. Mal erinnert sie an Country-Crooner Willie Nelson, mal an Blues-Barde Hans Theessink, und wenn es souliger wird, steht Van Morrison Pate. Er sei einfach hineingestolpert, sagt Seasick Steve, dennoch sei es sein Lieblingsalbum geworden. Sehr nachvollziehbar. (Christoph Ulrich)
8 von 10 Punkte
Seasick Steve
A TRIP A STUMBLE A FALL DOWN ON YOUR KNEES
SO RECORDINGS/ROUGH TRADE