Aber es gibt sie, die Frauen, die Rockmusik machen. Sie sind nicht die Mehrheit, aber keineswegs die Anomalie, für die viele sie halten – es ist nur weniger wahrscheinlich, dass man schon mal von ihnen gehört hat. Ein Teil des Problems ist tatsächlich, dass Männer die Rockszene so lange dominiert haben, dass viele einfach nicht wissen, wie sie Frauen mit dieser Umgebung in Verbindung bringen sollen. Was zu einer gewissen Unbeholfenheit bei vielen Mädels führt, die sich in dieses Genre stürzen.
Zu einem gewissen Grad ist es unvermeidlich, das Geschlecht – oder genauer, Aussehen und Performance – als bestimmenden Faktor in der Musik anzuerkennen. Rockstars werden seit Jahren für ihre Körper bewundert/verspottet/denkwürdig gemacht. Rammstein poltern in Lederkluft mit ölglänzenden Armen umher.
Steel Panther kreiseln mit nacktem Oberkörper in eierzerquetschenden Hosen über die Bühnen dieser Welt, bei den Black Spiders dreht sich alles um schwarze Hemden, Bärte und demon-stratives Headbangen… Also ist es nur fair, wenn Frauen auch Kapital aus ihren Vorzügen (und nicht nur diesen Vorzügen…) schlagen, ohne sich als „exploitativ“ abstempeln zu lassen, eben genauso, wie die männlichen Rocker ihre Männlichkeit zu Geld machen.
Wie das kalifornische Duo Deep Vally – ein hart rockender Mix aus Blues, Garage und Heavy Rock’n’Roll – sagte, kann es sehr frustrierend sein, wenn Geschlechterstereotypen die Wahrnehmung der Musik so stark beeinflussen. Auch wenn man natürlich nicht leugnen kann, dass ihr cooler Look ebenso Teil ihrer stylishen Performance und ihres Sounds ist.
„Ich habe definitiv die Schnauze voll davon, zu hören, ’sie rocken und sind sexy’“, sagt Sängerin/Gitarristin Lindsey Troy. „Das kann uns nützen, aber es kann uns auch im Weg stehen“, fügt Schlagzeugerin Julie Edwards hinzu. „Wir bekommen viel Aufmerksamkeit…was gut ist. Aber es kann schon nerven. Als Frauen sind wir hier Vorreiterinnen. Die offen sexuelle Art, in der wir uns ausdrücken. Wie wir uns anziehen. Ich denke, Frauen in Bands versuchen normalerweise, das herunterzuspielen, weil sie das Gefühl haben, in einer Männerwelt zu sein.“