Die Zukunft des Rock ist weiblich! Die größten Popstars sind Frauen. Auch die Country-Szene wird von ihnen regiert. Warum also sind sie im Rock immer noch so schwach vertreten?
Ein Mädchen in einem Kleid mit Gitarre sieht seltsam aus – wie ein Hund, der Fahrrad fährt. Sehr komisch. Kaum zu verstehen“, erklärte einst die Starjournalistin Julie Burchill. Es ist die Wahrheit, die wir alle in stillem, gegenseitigem Einvernehmen nicht aussprechen, eine Situation, die nicht wirklich zu unserem modernen, gleichberechtigten Bewusstsein des 21. Jahrhunderts passt. Ja, wir haben Fortschritte gemacht seit den frauenfeindlichen, „Mann muss raus und Mammuts kloppen“-Tagen. Ja, westliche Frauen strahlen heute in vielen Berufen und sind generell erfolgreich – und ja, dank technischer Entwicklungen ist es machbarer denn je, eine Band zu gründen.
Theoretisch ist Rock’n’Roll-Ruhm heute für jede Frau erreichbar. Theoretisch. Doch im Vergleich zu den Männern, die im Rock beträchtlichen Status erreichen, geraten die Damen doch sehr ins Hintertreffen. Auf jede Patti Smith, Joan Jett, Chrissie Hynde, Ann oder Nancy Wilson kommen ungleich mehr Protagonisten mit Y-Chromosom, ob AC/DC, Deep Purple, Guns N‘ Roses, Motörhead, Def Leppard, die Rolling Stones, Black Sabbath, Mötley Crüe, Led Zeppelin oder Pink Floyd… Und selbst diese Rock-Ladies, so cool sie auch sind, haben nie denselben Status einer Rockgottheit erlangt wie ihre männlichen Gegenspieler.
Im Pop gibt es heute jede Menge weibliche Stars (Lady Gaga, Katy Perry, Adele… dazu später mehr), ebenso im Folk oder Country (Laura Marling, LeAnn Rimes, Emmylou Harris…), aber im Rock? Wer sich mal kurz überlegt, welche heutigen Acts so richtig fette Fanbases um sich scharen, kommt auf Muse, Foo Fighters, Kings Of Leon, The Black Keys, Green Day, U2 und Radiohead. Also mal im Ernst, wo zum Teufel sind all die Frauen?
Ein paar Zahlenspiele: In der gesamten Geschichte des Glastonbury-Festivals gab es fünf weibliche Headliner. Von ca. 150 Acts, die 2013 beim Download-Festival spielten, hatten ganze zehn weibliche Mitglieder. Von den 295 Künstlern, die bislang in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen wurden, waren nicht mal 15 Prozent Frauen – und die meisten davon sind eher Soul-Sängerinnen wie Aretha Franklin oder Etta James. Und wieviele Damen haben es bis heute auf den Titel von CLASSIC ROCK geschafft? Eben.