Während die größten Bands mehr als eine Million Dollar pro Auftritt verdienen können (wobei heutzutage Pop- und Rap-Acts mehr als praktisch jeder außer Bon Jovi einnehmen), zeigen unsere Beispielgrafiken, dass es nicht nur viele Wege gibt, die Gewichtung von Künstler, Management, Konzerthalle, Promoter und Agent aufzuteilen, sondern auch verschiedene finanzielle Ergebnisse. Das Geheimnis liegt darin, genug über die eigene Position zu wissen, um zu entscheiden, was für einen selbst am besten funktioniert.
Ein One-Man-Act wie Dave Arcari könnte also beispielsweise über 1000 Euro pro Abend verdienen, während ein Quartett wie The Answer ca. 600 Euro pro Kopf und eine etablierte Band wie The Quireboys an die 1100 Euro pro Kopf und Abend bekommen könnten. James Cassidy und Barry Campbell leiten JABA Management und vertreten The Answer. „Auf Tour sind alle gleich“, so Cassidy. „Ein Publikum dazu zu bringen, Geld für Konzertkarten auszugeben, ist der wahre Gradmesser dafür, wie gut eine Band läuft. Die letzte Wintertour von The Answer war ein Erfolg und sie freuen sich auf die zweite Phase dieses Jahr. Aber auf dem Live-Markt herrscht ein Überangebot und die Fans müssen sich entscheiden, für wen sie das Portemonnaie öffnen. Das Resultat sind weniger Konzertbesucher.“
Ein Beispiel ist das Classic Grand in Glasgow. Inhaber Barry Douglas sagt: „Wir sehen Bands, die gerade aufsteigen, und Bands, die leider wieder auf dem absteigenden Ast sind. In den letzten fünf Jahren haben die Besucherzahlen um 40 Prozent abgenommen.“ Und das, obwohl Douglas versucht, den bestmöglichen Deal anzubieten. Je nach Größe der Band zahlt er umgerechnet zwischen 600 und 7000 Euro und kommt für ihre Hotelkosten auf, bezahlt in ihrem Namen die Vorgruppe und nimmt keine Anteile an ihren Merchandise-Verkäufen. „Das bedeutet, dass die meisten Bands, die wir buchen, und auf jeden Fall die, die in unserem großen Saal auftreten, kein großes finanzielles Risiko eingehen. Wir sitzen doch alle im selben Boot.“
Einige Acts scheinen allerdings immun gegen solche Entwicklungen zu sein. Mick Browns Promo-Agentur Jerkin’ Crocus blickt auf ein paar ertragreiche Monate zurück. „Man sieht, das einige Clubs schließen, und in manchen Locations merkt man, dass es sie bei der nächsten Tour wohl nicht mehr geben wird“, so Brown. „Aber unser Publikum kommt nach wie vor. Mott haben gerade im O2 in London gespielt, das war der größte Gig, mit dem ich je zu tun hatte. Dan Baird & Homemade Sin spielen jeden Abend vor 200 bis 600 Leuten. Die Del Lords waren 30 Jahre weg und zogen jeden Abend 100 bis 150. Das was wir machen, nennen wir ‚good-time music‘, und nach unserer Erfahrung wollen die Leute bei jeder Rezession auf Konzerte gehen.“
Doch bevor wir die rosarote Brille aufsetzen, vergessen wir eines nicht: Die meisten Künstler sind selbstständig und werden folglich nicht bezahlt, wenn sie nicht auftreten. Wenn man in einem Monat 25.000 Euro aus 20 Shows verdient, ist das ein super Geschäft. Aber wenn man danach acht Monate nicht arbeitet, sieht ein Job im Callcenter vielleicht wie die bessere Alternative aus. Außerdem kosten Tourneen auch an Tagen ohne Konzerte Geld. Man muss immer noch für Hotels, Benzin, Essen und Löhne aufkommen. Und in diesem schwierigen Umfeld gibt es natürlich keine Garantie dafür, dass eine Halle ausverkauft ist. Die Kalkulation kann da sehr schnell ins Wanken geraten.