Blutarme Rock- Geschichtsstunde.
Devin Therriault, dessen Nachname kürzlich verloren ging, springt auf seinem Debüt von 60er-Rock’n’Roll munter zu 70er-Punk, 80er-Pop und Garagenrock des 21. Jahrhunderts. Da seine Kompositionen und sein von Elvis, Johnny Thunders, Mick Jagger und Iggy Pop inspiriertes Timbre niemandem ernsthaft wehtun, kann sich der junge New Yorker einer breiten Hörerschaft sicher sein. Auch, wenn die Gitarren mal eine Nuance lauter schrammeln, behält ROMANCING immer einen handzahmen Konsenscharakter, der Türen zur Boutiquen und Supermarkt- Beschallung öffnen könnte. Es herrscht ein arger Mangel an Widerhaken und Charakter, der dafür sorgt, dass ROMANCING nur passagenweise, nicht aber über komplette Songs hinweg begeistert. Zu konstruiert-bemüht wirken Lou Reed- (›Masochist‹), New York Dolls- (›Born To Cry‹), The Black Keys- (›I Don’t Think I‹), Buzzcocks- (›You’re Mine‹), Rolling Stones-Zitate (›White Leather‹) und partout nicht berühren wollende Balladen (›My Solitude‹). Nachsitzstunden in der ›Rock’n’Roll High School‹ wären also angebracht, denn: Um ein Elvis oder Ramone zu werden, bedarf es mehr als eines Pseudonyms oder fehlenden Nachnamens.