Von Sinatra über die Beatles bis Katy Perry: prachtvoller Bildband über die Geschichte des Westküsten-Labels.
Als Capitol Records 1942 in Hollywood gegründet wurde, spielte die Musik eigentlich ganz woanders – im wörtlichen Sinn. Alle großen Plattenfirmen – ob Columbia, Decca Records oder RCA – saßen an der Ostküste. Capitol sollte Los Angeles in den folgenden Jahrzehnten, quasi im Alleingang, zu einem der musikalischen Zentren der USA machen.
Anfangs setzte man dabei vorrangig auf elegante Jazz- und Unterhaltungsmusik. So war Nat King Cole der erste große Star aus dem Hause Capitol, Anfang der 50er stieg dann Frank Sinatra ein. Der galt eigentlich als erledigt. Seine Hollywood-Karriere schien vorzeitig gescheitert, sein Einsatz für die demokratische Partie kam in konservativen Kreisen alles andere als gut an, außerdem wurden ihm Verbindungen zur Mafia nachgesagt. Doch nicht nur gelang ihm mit Platten wie IN THE WEE SMALL HOURS oder SONGS FOR SWINGIN‘ LOVERS! ein überragendes Comeback – wohl kein Name steht heute mehr für Capitol als der Frank Sinatras.
Was den Rock’n’Roll betrifft, so fand der, von Ausnahmen wie Gene Vincent und Wanda Jackson abgesehen, lange Zeit woanders statt. Das sollte sich in den 60er Jahren ändern, genauer 1962. Da sicherte sich das Label die Dienste der Beach Boys – deren Komponist Brian Wilson der erste Capitol-Künstler war, der selbst entscheiden durfte, was seine Band aufnahm und veröffentlichte, wie sich Produzent Ken Mansfield erinnert. Als kurze Zeit später die Beatles die US-Ausgaben ihrer Alben bei Capitol herausbrachten, war klar: Rockmusik war als etablierte Kunstform endgültig angekommen.
Bis 2000 schlossen sich Musiker wie Pink Floyd, Steve Miller, Bob Seger, Tina Turner oder auch Kraftwerk und die Beastie Boys der Plattenfirma an. Seit der Jahrtausendwende gehören Katy Perry, Coldplay, Arcade Fire und Beck (der das Vorwort zum Buch verfasst hat) zu deren größten Stars.
„75 Years Of Capitol Recordings“ zeichnet diese Geschichte liebevoll nach, in Form von Publicity-Aufnahmen auf der Straße oder im Park, Fotos aus dem Studio oder Konzertbildern, mal in schwarzweiß, mal in Farbe. Jedem der fünf chronologisch geordneten großen Abschnitte des Bildbands sind einleitende Texte zur Label-Historie vorangestellt, am Ende stehen eigene Kapitel zur Architektur des in den 50ern erbauten Capitol-Turms und der akustisch-ausgeklügelten Konstruktion der darin befindlichen Studios – die bis heute beliebt sind. Bob Dylan nahm seine beiden jüngsten, von Sinatra inspirierten Alben dort auf.
8/10
75 Years Of Capitol Records
VON REUEL GOLDEN (HRSG.)
Taschen