„Russendisko“ kennen wir bereits von Wladimir Kaminer, jetzt kommt die „Schottendisco“ von David F. Ross: Der Debütroman des schottischen Architekten spielt im Schottland der frühen achtziger Jahre, wo Bobby Cassidy und Joey Miller, zwei junge Kerle und beste Freunde, auf die Idee kommen, mit einer mobilen Disco Geld zu verdienen und Mädels abzuschleppen. Dummerweise hat Fat Franny Duncan, der in der Gegend den Party- und Discobetrieb beherrscht, etwas dagegen. Leser, die in den Achtzigern bereits fähig waren, einen Plattenspieler zu bedienen, erkennen vieles wieder: die Liebe zum Vinyl, die Zeichen der Zeit, die eigene Jugend, Pickel, Suff, Filmriss und die Erkenntnis, dass eine neue Platte ein Stück neues Leben war und den Geruch der weiten Welt verbreitete. Ross schafft es durch seine unverblümte, teilweise derbe Art des Schreibens und schräge Metaphern zudem immer wieder, Lacher zu provozieren. Eine Kostprobe, wie man sich mit einem Monsterkater fühlen kann: „Motörhead hatten ihr Equipment in seinem Kopf aufgebaut und begannen mit den Proben zu ihrer anstehenden Tour. ,Lasst uns die beschissenen Amps bis elf aufreißen, Jungs‘, sagte Lemmy, ,und diesen blöden Wichser richtig wecken.‘“ Wer jetzt noch nicht wach ist, darf gerne liegen bleiben. Alle anderen rennen schnurstracks zum Buchhändler ihres Vertrauens.
9/10
Schottendisco
Von David F. Ross
Heyne Hardcore