„1-2-3-4… Hey, Ho, Let’s Go“: 76er Debütklassiker im ausführlichen Rundum-glücklich-Jubiläums-Paket.
Kaum zu glauben: Sind wirklich schon 40 Jahre vergangen, seit sich die New Yorker Punk-Pioniere Ramones mit selbstbetiteltem Debüt auf ewig in die DNA der Pop-Historie einbrannten? Tönen doch die auf über knapp 30 Minuten verteilten 14 Tracks des Erstlings auch ohne Klangaktualisierung von Co-Produzent Craig Leon nach wie vor zeitlos frisch. Und wie konnte es geschehen, dass sämtliche Urmitglieder, Joey, Johnny, Tommy und Dee Dee Ramone, die weltweit zahllose Bands mit zeitlosem Stil inspirierten, nahezu mittellos das Zeitliche segneten? Fragen über Fragen. Über die Gründungsphase des Quartetts aus Forest Hills, Queens, gab Frontmann Joey Ramone noch kurz vor seinem frühen Tod 2001 nüchtern zu Protokoll: „We thought we were a bubblegum band… there was no punk movement at all“. Dass der von Schlagzeuger Tommy Ramone im Gespann mit Craig Leon co-produzierte Erstling THE RAMONES für 6.4000 Dollar Studiokosten tatsächlich eine Lawine lostrat, konnte keiner der Beteiligten in den Plaza Sound Studios der Radio City Music Hall ahnen. In sieben Tagen entstanden 13 eigene Songs und – nach alter Beatles-Tradition – ein Cover, nämlich Chris Montez’ ›Let’s Dance‹. 29 Minuten und 4 Sekunden grenzenlose Energie mit einem Hauch Big-Apple-Nihilismus – vom infernalischen „Hey, Ho, Let’s Go“ des Openers ›Blitzkrieg Bop‹ über weitere Muntermacher wie ›Judy Is A Punk‹, ›I Don’t Wanna Walk Around With You‹ und ›Now I Wanna Sniff Some Glue‹ bis hin zum megalomanischen Schlachtruf vom finalen ›Today Your Love, Tomorrow The World‹. Inmitten bierernster Prog-Rock-Konzepte von Yes, ELP oder Genesis sowie alberner Teen-Seichtheiten à la Bay City Rollers wirkte das in ein grobkörnig schwarzweißes Cover von Roberta Bayley – die Band lehnt im typischen Outfit (verrissene Jeans, schwarze Motorradlederjacken, Moptop-Frisuren) an einer Backsteinmauer – verpackte Manifest als erlösende Offenbarung. Verarbeitete die Combo doch ihre unmittelbare Realität: Baseballschläger-Attacken, das Texas Chainsaw Massacre, Rumlungern auf Manhattans 53rd & 3rd und Klebstoffschnüffeln zur Sprache – pure Provokation. Gitarrist Johnny Ramones trockener Kommentar zum Konzept: „We couldn’t really sing songs about cars and girls, ‚cause we had no cars and girlfriends.“ Abgesehen vom Stereo-Original hält das remasterte Box-Set THE RAMONES 40TH ANNIVERSARY DELUXE EDITION im Format 30 x 30 cm mit drei Silberlingen auch noch weitere Überraschungen parat: Einen kompletten 40th Anniversary Mono Mix, 18 zum Teil zuvor unveröffentlichte Single Mixes, Outtakes und Demos rund um die Produktion sowie den Konzertmitschnitt LIVE AT THE ROXY (8/12/76). Obendrein liegt dem Luxuspaket mit Hardcoverbuch auch eine LP-Vinyl-Replika des Albenoriginals bei.
10/10
Ramones
RAMONES 40TH ANNIVERSARY DELUXE EDITION
Rhino Records/Warner Brothers