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Wie seid ihr auf den mehrstimmigen Harmonie-Gesang gekommen, den es in der Rockmusik in dieser Form noch nicht gegeben hat?
Das kann ich gar nicht so genau sagen. Aber ich erinnere mich daran, dass ich Mantovani (Annunzio Paolo Mantovani, 1905-1980, in Großbritannien tätiger, italienischer Komponist und Orchesterleiter – Anm.d.Red.) gehört habe und versuchte, zu verstehen, wie er diese speziellen Harmonien der Violinen erzeugt. Einiges davon findet sich überraschenderweise auch auf unseren Platten. Außerdem verehrte ich eine Gruppe namens Temperance Seven, die im Dixieland Jazz beheimatet war, aber mit sehr aufwändigen Arrangements arbeitete. Diese Kombination aus Spontaneität und Komplexität war atemberaubend. Darauf bezieht sich auch die Glocke in ›Bohemian Rhapsody‹ – sie stammt von den Temperance Seven. Zudem habe ich schon als Kind , angefangen, Harmonien zu analysieren. Etwa die der Everly Brothers, der Crickets, aber ich interessierte mich auch für Doris Day-Platten.
Selbst für die Beach Boys?
Durchaus. Obwohl wir uns immer ein bisschen gegen sie gesperrt haben. Denn als ich jung war, standen sie für alles Uncoole. Erst bei ›Good Vibrations‹ dachte ich: „Das ist nicht schlecht. Aber ich hätte es trotzdem anders gemacht.“ Ich war eben ein arroganter, kleiner Schnösel. (lacht) Doch Ende 1967 hörte ich diesen Song namens ›Darlin’‹, und mir wurde schlagartig bewusst: „Mein Gott, da habe ich ja einiges verpasst!“ Denn diese Jungs waren clever, und sie hatten Gespür und zudem erstklassige handwerkliche Fähigkeiten. Deshalb muss ich im Nachhinein zugeben, dass die Beach Boys wunderbar waren. Nur: Für uns blieben die Beatles das Maß aller Dinge. Ebenso The Who. Ihre Melodien waren zwar nicht so ausgereift, und die Band klang an sich war ziemlich rau, aber genau das mochten wir, dieses Gefährliche. Ich erinnere mich noch daran, als ich das erste Mal Pete Townshend getroffen habe. Das war Anfang der Siebziger, und wir hatten in seinem Studio aufgenommen. Er fragte mich: „Brian, wo kommen eigentlich all diese Harmonien her? Hast du studiert?“ Ich wusste gar nicht, was ich darauf sagen sollte. Also antwortete ich: „Wir hören einfach nur anderen Leuten zu – Leuten wie dir. Und dann passierte irgendetwas in unseren Köpfen.“
Dabei war euer erstes Album alles andere als erfolgreich. Hast du eine Erklärung dafür?
Nun, man muss erst eine Zeit lang an etwas arbeiten, bis die Leute verstehen, was da passiert. Und deshalb denke ich oft, dass es im Musikgeschäft nur um Hartnäckigkeit geht. (lacht) Du machst etwas, und die erste Reaktion ist: „Was ist denn das?“ Dann machst du es noch einmal, und es heißt: „Oh, das ist ja nicht schlecht.“ Also machst du es wieder, und sie denken: „Ah, die meinen das wirklich ernst. Cool!“ (lacht) Deshalb haben wir einfach immer weitergemacht und an das geglaubt, was wir taten. Das hat den Schneeball ins Rollen gebracht.
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