Mit Fury In The Slaughterhouse stieg Kai Wingenfelder in den deutschen Rockolymp auf und geht in diesem Sommer einmal mehr auf große Tournee. Hier offenbart der 60-jährige Sänger, welche Alben ihn zu seiner langen Karriere inspirierten.
Genesis
THE LAMB LIES DOWN ON BROADWAY
1974
Genesis waren meine erste große musikalische Liebe. Es startete mit FOXTROT, aber THE LAMB LIES DOWN ON BROADWAY war für mich so einzigartig, dass ich sogar ein Referat in der Schule darüber gehalten habe. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich auf dem Sperrmüll aus den alten Radios die Lautsprecher ausgebaut und sie in Reihe an meinen alten Kassettenrekorder gehängt habe. Und dann: ›Carpet Crawlers‹, bis es gezerrt hat oder meine Mutter kam und mir den Marsch geblasen hat.
Lou Reed
TRANSFORMER
1972
Zusammen mit HORSES von Patti Smith und ABSOLUTELY LIVE von den Doors mein Soundtrack zum Leben, als ich 16 war. Lou Reed war immer mein Liebling. ›Perfect Day‹ war mein Song. 11. Klasse, in den Freistunden zu meinem Kumpel Shiloh, Earl Grey getrunken und – da die Eltern nicht da waren – im Wohnzimmer rumgehangen und unsere Musik gehört. Und TRANSFORMER war immer dabei. Die Liebe zu Lou Reed ist geblieben und ich bin froh, ihn einmal live gesehen zu haben.
Tom Petty
INTO THE GREAT WIDE OPEN
1991
Tom Petty kam eigentlich spät in meinem Leben dazu. Dann aber gewaltig, denn gepaart mit dem Gefühl von Freiheit und Abenteuer, war seine Musik ein einmaliges Erlebnis. Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen: Ich habe mir in L.A. einen Mustang gemietet, bin den Sunset Boulevard runtergefahren und habe mir bei Tower Records das Tom-Petty-Tape gekauft. Rein in den Recorder und rausgefahren in die Wüste, wissend, dass man in einem halben Jahr mit seiner Band durch Amerika touren wird. Mehr geht nicht! Tom Petty hatte für mich immer etwas ungemein Lässiges und Entspanntes.
U2
THE JOSHUA TREE
1987
Bis heute eines der, wenn nicht sogar DAS Album, das am meisten dazu beigetragen hat, dass ich das tue, was ich bis jetzt tue: singen! Es hat meine Vorliebe für melancholische Melodien geprägt. Immer noch ein Meilenstein der Rockmusik! U2 haben damals schon mit ihren ersten Alben meinen Musikgeschmack auf links gezogen, aber mit THE JOSHUA TREE alles getoppt. Ich habe letztes Jahr die Tour in Berlin im Stadion gesehen und war immer noch berührt und begeistert. Ich bin halt auch noch Fan.
CANNONBALL ADDERLEY/ MILES DAVIS
SOMETHING ELSE
1958
Ich habe eine alte Braun-Röhrenanlage von 1963 nebst gleich altem Plattenspieler. Das Album ist ein Jahr älter als ich. Ich mag die frühen Sachen von Miles Davis lieber. Ab den 70ern drehte er dann schon öfter mal am Rad. SOMETHING ELSE gehört eigentlich in jeden Plattenschrank! Es gibt nichts Besseres, als die Vinylplatte aufzulegen und für 20 Minuten den Kopf zuzumachen. Dann muss man sie nämlich umdrehen, damit es weitergeht. Der Jazz kam mit dem Alter und wird bleiben. Aber demnächst gibt’s Rammstein.