Gewohnt experimentierfreudig und mit Spaß an der Sache, insgesamt aber vor allem emotional bewegend.
Schon beim Vorprogramm ist Eddie Vedder nicht zu bremsen. Er lässt Ben Harper und seinen Alternative-Kollegen zwar ein paar Minuten Zeit, das Publikum von deren Eigenkompositionen zu überzeugen, doch dann stürmt er selbst auf die Bühne. Gemeinsam mit Harper gibt der Pearl Jam-Fronter Queens ›Under Pressure‹ zum Besten. Wenig später kommt er mit seinen angestammten Band-Kollegen Jeff Ament, Mike Mc-Cready, Stone Gossard, Matt Cameron und Boom Gaspar zurück ins Rampenlicht. Und setzt gleich zum nächsten Tribut an: Mit ›Long Road‹ starten die Seattle-Rocker ins Set – und beweisen damit, dass bei ihnen nichts, aber auch gar nichts gesetzt ist. Zwischen BACKSPACER-Stoff (›Got Some‹) und TEN-Krachern (›Why Go‹) machen Pearl Jam keinen Unterschied, sie sehen sich als genreübergreifender Act. Das beweisen sie mit ihrem stilsicheren Mix aus ruhigen Momenten und Mega-Riffern wie ›Even Flow‹. Und auch weitere unerwartete Aktionen stehen auf dem Pearl Jam-Programm: Bei der ungezügelten Version von MC5s ›Kick Out The Jams‹ bekommt der Sechser Verstärkung von Peter Buck und Scott McCaughey (R.E.M.). Danach jedoch verzieht sich die Wut – und macht Platz für handfeste Trauer: Eddie Vedder gedenkt mit zitternder Stimme der Toten, die vor exakt zehn Jahren während des Roskilde-Gigs der Band im Gedränge ums Leben gekommen sind. Ausgelassenes Feiern zu ›Alive‹ und dem abschließenden ›Yellow Ledbetter‹ ist nach dieser Ansage zwar nicht mehr möglich – dafür aber gebührt der Band voller Respekt dafür, dass sie ihre Betroffenheit vor ihren Fans, am heutigen Abend sind es 18.000, so offen zeigen.