Großteils gemütliche Reflexionen zum Sechsundsechzigsten
Wie bei vielen der Allergrößten hatte Paul Wellers Karriere verschiedene Phasen. Da war der wütende, sozialkritische Post-Punk von The Jam ab Ende der 70er, danach die unwiderstehliche Mischung aus Sophisti-Soulpop, Riviera-Stil und linkem Internationalismus von The Style Council in den 80ern, bevor Weller sich mit seinen formativen Soloplatten in den 90ern endgültig in den Rang des Godfather of Britpop spielte, mit Oasis als prominentesten Fans. Heute pendeln Wellers Alben meist zwischen rockig-psychedelisch und soulig-getragen. „66“, das am 24. Mai einen Tag vor seinem 66. Geburtstag erscheint, tendiert zu Letzterem.
Zwar gehört das von Bläsern angetriebene ›Jumble Queen‹ zu den härteren Solonummern des Briten, beim Rest handelt es sich großteils um nachdenkliche, geschmackvoll arrangierte, teils schwelgerische Balladen zwischen orchestralem Pop und Soul. Vereinzelte politische/tagesaktuelle Einsprengsel – „that man of war is a fool, I wouldn’t follow him anywhere“ (›Ship Of Fools‹), „endless repetitions of chaos on TV“ (›Burn Out‹) – werden gekontert von wehmütigen bis spirituellen Reflexionen über vergangene Verbindungen, Selbstzweifel und Trost im Miteinander. Als wollte Weller dem Chaos und der Härte der Welt demonstrativ Liebe und Zärtlichkeit entgegensetzen. Das ist manchmal etwas gefällig, oft aber sehr anrührend.
7 von 10 Punkten
Paul Weller
66
POLYDOR/UNIVERSAL