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Okta Logue – Underground Heroes

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Okta Logue – Underground Heroes

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Man weiß nicht allzu viel über die Darmstädter Band, aber was bislang bekannt wurde, konnte bereits rundum überzeugen. Übrigens nicht nur die Fans, sondern auch einen riesigen Musikkonzern. Es muss also was dran sein am Phänomen OKTA LOGUE!

Okta Logue @ Sandra Günther (2)Ihre Songs variieren angeblich „zwischen Weltmusik als Bongo-Jam-Session und Mittelalter-Folklore mit Ska“, behaupten Okta Logue und scheinen diese Definition selbst nicht ganz ernst zu meinen. Man hätte auch Pink Floyd, Santana oder Doors als offenkundige Paten ihres eigenwilligen Sounds benennen können. Ja, man hätte. Ansonsten waren Informationen über diese Band bislang eher rar. Man hüllt sich überwiegend in Schweigen, oder gibt – wie zum neuen Album TALES OF TRANSIT CITY – Informationen nur marginal bekannt. Lassen wir daher zunächst die Fakten sprechen: Die Musik dieses überaus talentierten Quartetts erweist sich als bunte Wundertüte unterschiedlicher Stilmittel, mit Querverweisen an die Sechziger und Siebziger, mit Krautrock-Zitaten und viel Gespür für den Psychedelic-Sound der Woodstock-Ära. Ihr Sänger heißt Benno Herz, sein Bruder Robert spielt Bass, der Orgelspieler heißt Nicolai Hildebrandt und die Gitarre bedient Philip Meloi, der seinen heutigen Frontmann erstmals im Herbst 2007 vor einer Diskothek traf. „Wir hatten uns in der lokalen Szene schon ein, zweimal gesehen, das waren allerdings eher unterkühlte, knappe Begegnungen. An diesem Abend kamen wir jedoch länger ins Gespräch.“ Schon am nächsten Morgen schnappte sich Meloi seine Gitarre und fuhr direkt zu den Herz-Brüdern. Die Folgen dieses ersten künstlerischen Austauschs reichen bis in die Gegenwart hinein: „Wir spielten eine Cream-Nummer an und waren eine Band.“ Später wurde noch Nick Hildebrand hinzu gerufen, um dem Trio größere Soundmöglichkeiten zu eröffnen. „Seine Orgel ist uns mehr oder weniger in den Schoß gefallen. Plötzlich hatten wir die Möglichkeit, einen Sound zu kreieren, der genau unseren Geschmack getroffen hat und in dem wir uns auch sofort wiedergefunden haben.“

Apropos: Gefunden haben sich diese vier eigenwilligen Musiker in Darmstadt. Dort ist die Welt noch grün und rosa und blau. Und vor allem sehr idyllisch, wie ihr Videoclip zu ›Bright Lights‹ zeigt, der im Garten des eigenen Proberaums im südhessischen Griesheim gedreht wurde. Das sehenswerte Musikfilmchen ist schon jetzt absoluter Kult. Denn Charme und Authentizität des Kurzstreifens decken sich mit dem Esprit der Musik, die – aufgrund der bewussten Naivität – so magisch und sensibel zugleich klingt. Dass der Clip für Aufsehen sorgte, ist allerdings kein Wunder: Die Hälfte der Band hat in Dieburg „Digital Media“ studiert und kennt sich mit den visuellen Aspekten moderner Darbietungsformen demnach bestens aus. Also wurde einfach eine Sommerparty organisiert und alles das raffiniert in Szene gesetzt, was der Garten zu bieten hat: Swimmingpool, Rasenflächen, Grillbratwurst, Bier, chillen, tanzen, träumen. Schöner wurde auch zu Woodstock-Zeiten nicht gefeiert. Sowohl erwähnter Musikclip als auch die Songs dieser Band unterliegen einem – wie Okta Logue es nennen – speziellen „ästhetischen Konzept, das unserer eigenen Lässigkeit entspringt.“ Selbstzweifel klingen wohl anders.

Bei so viel cooler Selbstverständlichkeit konnte es also nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Plattenfirmen und Konzertagenturen auf diese vier fabelhaften Jungs aufmerksam werden. Dass es gleich der Branchenriese Columbia/Sony sein würde, bei dem Okta Logue unterschrieben haben, ist allerdings selbst für Branchenkenner eine mehr als nur mittelschwere Überraschung. Diese offenkundige Trumpfkarte jedoch hat zwei Seiten: Ihr neues Album wird sich zukünftig mit anderen Maßstäben messen lassen müssen als noch der Vorgänger, der als reine Indie-Veröffentlichung immerhin stattliche 2000 mal über die Ladentheke gegangen ist. Doch Columbia/Sony wissen genau, was sie da machen: Das Talent ihres neuesten Signings ist unverkennbar, die Verkaufstaktik der Firma sowieso auf modernste Strömungen ausgerichtet. Weshalb man im Falle von Okta Logue auch auf die momentan im Trend liegende Rückkehr des tönenden Vinyls setzt. Konkret bedeutet das: TALES OF TRANSIT CITY wird nicht nur als Download und CD, sondern auch als große schwarze Rille veröffentlicht. „Seit ich 13 bin, gebe ich mein Geld für Platten aus“, behauptet Frontmann Robert Herz und teilt sich diese Passion offenbar mit seinen drei Bandkollegen. Der größte Vorteil der Schallplatte traditioneller Ausrichtung: Das Plattencover sieht grundsätzlich imposanter, gegenständlicher, atmosphärischer aus. Und das passt dann natürlich wiederum perfekt zum ästhetischen Konzept der Darmstädter, das ja, wie soeben erfahren, der eigenen Lässigkeit entspringt. Also: Die Sonnenstrahlen des Cover-Artworks, die geradezu lasziv-meditative Stimmung, dies alles wirkt erst im Großformat ähnlich beeindruckend wie die Musik der Scheibe, die man entgegen heutiger Gewohnheiten nicht zwangsläufig brüllend laut hören muss, um sie zu verstehen. Oder zu genießen.

Und überhaupt: Vielleicht liegt das Mysterium von Okta Logue in der Tatsache begründet, dass die Band mit ihrer offenbar natürlich gewachsenen Trendgegenbewegung selbst zum neuen Trendstter werden kann. Die Zukunft könnte also Okta Logue heißen, auch wenn der musikalische Input der vier Bandmitglieder von Retro- und Classic Rock gekennzeichnet ist: „Jeder von uns hat verschiedene Einflüsse in die Gruppe eingebracht, ein Schnittpunkt war dabei allerdings die große Liebe vor allem zur englischen Pop-Riege der 1960er und frühen 1970er“, erläutert Meloi und konkretisiert: „Die Spanne unsere musikalischen Einflüsse ist weiterhin sehr groß, sie reicht von Leonard Cohen bis T. Rex, oder von Blind Faith bis Lee Hazlewood. Es sind eher Fragmente, kleine Details, Melodiebögen oder Stimmungen, die uns beeinflussen.“

Das ist nicht nur besonders eloquent formuliert, sondern spiegelt tatsächlich die Musik dieser Band wider. Allerdings, kaum war TALES OF TRANSIT CITY im Kasten, schon stehen für Benno und Robert Herz, Nicolai Hildebrandt und Philip Meloi die nächsten Herausforderungen an. Denn in ihren Visionen geht es allen Vieren vor allem um den positiven Eindruck, den die Band in Konzerten hinterlassen soll: „Wir werden das Album auf möglichst viele Bühnen tragen, um zu zeigen, dass es sich mehr denn je lohnt, unsere Konzerte zu besuchen.“ Machen wir die Probe aufs Exempel!

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