Hinter dem Rauschebart versteckt sich ein Meister der leisen Töne. Für sein viertes Album Gold In The Shadow hat William Fitzsimmons wieder zehn wunderschöne Songs eingespielt. Der studierte Psychotherapeut bringt seine Gefühle in seinen Liedern offen zum Ausdruck.
Bei manchen deiner Songs schießen einem Tränen in die Augen. Woher kommen diese tollen Melodien?
Keine Ahnung. Wenn ich das wüsste, würde ich viel öfter solche Songs schreiben. (lacht)
Hast du bei den Aufnahmen geweint?
Ja, aber es ist gut, einen Song aufzunehmen, der weh tut. Das ist wie das Stechen eines Tattoos. Es schmerzt manchmal auch, aber man kann danach stolz darauf sein und hat zudem eine schöne Erinnerung.
Auf dem neuen Album hast du nicht nur persönliche, sondern auch Geschichten anderer Personen in Songs verpackt.
Wie oft kann man auf einer Platte über sich selbst singen?
Das habe ich auf drei Alben in Folge getan. Das wird irgendwann für alle Beteiligten langweilig.
Basieren die Texte auf wahren Begebenheiten?
Sicher, denn die Leute sollen spüren, dass nichts davon erfunden ist. Einige stammen z.B. von Leuten, mit denen ich als Psychotherapeut zusammengearbeitet habe.
Wissen sie, dass sie als „Vorlage“ für Songs dienen?
Nein, nein. Ich würde in einem Song nie jemanden mit Namen nennen. Alle sind auf der sicheren Seite – außer mir.
Deine Eltern sind blind. Wie war es, so aufzuwachsen?
In unserem Haus war es oft sehr dunkel. Doch die Musik hat uns verbunden – die Augen spielen dabei keine Rolle. Ich wäre vielleicht nie Komponist geworden, wenn Musik keine Leidenschaft meiner Eltern gewesen wäre.
Dein erstes Album entstand noch im College-Alter…
Es war als eine Art Selbsttherapie gedacht, um ein besserer Therapeut zu werden. Es war nicht meine Absicht, eine Platte zu machen, die viele Leute anziehen sollte.
Bist du durch die persönlichen Texte verletzbar?
Man soll über alles sprechen können, auch über sehr düstere und schmutzige Themen. Viele Leute fühlen sich mit meiner Musik verbunden, weil ich so offen bin.
Hast du je überlegt, die Musik an den Nagel zu hängen und stattdessen wieder als Therapeut zu arbeiten?
Ich vermisse die Arbeit manchmal schon. Doch Musik wird immer Teil meines Lebens sein. Ob ich nun Platten aufnehme oder einfach nur zu Hause Gitarre spiele.
Text: Renzo Wellinger