Beim Schnurrbart des Propheten Neues Album im Januar.
Schnurrbärte zieren entscheidende Rock‘n‘Roller, Größen wie Freddie Mercury, Tony Iommi und Lemmy sind ohne Moustache kaum vorstellbar. Und logischerweise trägt auch Ralf Gyllenhammer einen prächtigen Schnauzer im Gesicht. Mustasch sind zu Gast in Berlin, eine gute Gelegenheit, um letzte Neuigkeiten zu erfahren. So steht die Veröffentlichung von THANK YOU FOR THE DEMON an. Das achte Album der Schweden ist eine Tour de Force durch sämtliche Stile harter Musik, von melodischem Hard Rock über Thrash und Dance Metal bis zur Ballade.
Gyllenhammer, eine dicke Brille auf der Nase, lümmelt sich auf der dunkelroten Ledercouch im Backstage des Kreuzberger Clubs Lido. „Meine Teilnahme am ‚Schlagerfestival‘ in Schweden verzögerte die Arbeiten am Album. Ich wurde ins Finale gewählt und endete als Siebter mit ›Bed On Fire‹, einem bombastischen Song a la Elton John und Freddie Mercury mit Piano und Streichern.“ Unter Zeitdruck arbeitete die Band anschließend im Studio und verwendete Riffs und Melodien, die sich im Lauf der Zeit angesammelt hatten. „Die neuen Lieder haben etwas Spontanes. Wenn alle Mitglieder beim Hören einer Melodie lächelten, haben wir sie genommen.“
Die Texte schrieb Ralf über seine Adoption, ein Thema, das er bislang nicht antastete. „Ich trug die Lyrics lange in mir. Es ist ein Dämon, der mich zu dem machte, der ich bin. In Schweden habe ich immerhin zwei Grammies und ein Goldalbum erhalten, ›Bed On Fire‹ bekam Triple-Platin.“ Seine Kindheit verlief unglücklich, während seine biologischen Eltern musisch veranlagt waren, hatten seine Adoptiveltern kein Verständnis für Musik. „Sie nahmen mir die Rockplatten weg, mein Stiefvater war ein harter Hund. Als Jugendlicher war ich wütend und gefrustet, in Schlägereien und Einbrüche verwickelt. Jeder Text handelt von mir, so auch ›Feared And Hated‹. Jeder Mensch will geliebt werden. Bekommt er keine Liebe, will er Bewunderung. Bekommt er das nicht, will er gefürchtet und gehasst werden. Der Mensch will eine Reaktion! Bekommt er keine Liebe, will er wenigstens Hass spüren.“
Henning Richter