Von wegen Weichei: Eigentlich ist der 45-jährige Moby, der mit bürgerlichem Namen Richard Melville Hall heißt, ein waschechter Rocker. Er trägt schon mal Make-up und Spandex, macht regelmäßig die Clubs des Molochs Los Angeles unsicher und lebt in einer protzigen Villa in den Hollywood Hills.
Du giltst als Koryphäe der tanzbaren elektronischen Musik. Dabei hast du scheinbar noch eine ganz andere Seite…
Ich habe all diese verschiedenen Spaßprojekte. Zum Beispiel eine Metal-Band namens Diamond Snake, die Blues-Band Little Death, und seit kurzem spiele ich wieder mit meinen High-School-Freunden von Vatican Commandos, einer Punk-Rock-Band. Einfach, weil es ein Riesen-Spaß ist, da rauszugehen und ordentlich Krach zu machen.
Also eine Art Ausgleichssport zu der Computer-Tüftelei?
Richtig! Auf der Bühne zu stehen und Gitarre zu spielen ist ein großer Spaß. Du musst dich nicht um den Gesang kümmern, und die Leute schenken dir kaum Aufmerksamkeit. Außerdem ist es un- glaublich befriedigend, den Verstärker bis zum Anschlag aufzudrehen. Deshalb tue ich das. Und es ist mir egal, wo, wie und mit wem. Oder ob ich dafür bezahlt werde. Denn was sollte ich mit meiner Zeit Besseres anfangen? Müsste ich zwischen Videospielen und Punkrock mit meinen Freunden wählen, würde ich mich immer für Letzteres entscheiden.
Und Diamond Snake machen ernsthaft Heavy Metal?
Es bewegt sich in der Tradition von Mötley Crüe und AC/DC, das ist schon ziem-lich heftig. Und wir versuchen auch nicht so lustig zu sein wie etwa Steel Panther. Wenn es komisch rüberkommt, ist das komplett unbeabsichtigt.
Ohne Spandex, Make-up und Perücken?
Doch, ohne geht es ja nicht. (lacht)
Die Rockstar-Villa in den Hollywood Hills hast du auch schon – inklusive Hubschrau-berlandeplatz, Pool in Herzform und Doris Day als Vorbesitzerin…
Das ist ein verrücktes altes Haus aus den Zwanzigern. Momentan wohne ich noch im Gästebungalow und lasse den Rest renovieren. Ich mag die Idee, viel Platz fürs Studio, für Familie und Freunde zu haben. Außerdem bin ich gern in der Na-tur. Die habe ich quasi vor der Haustür. Da gibt es sogar Kojoten und Berglöwen.
Text: Marcel Anders