Einfach, ursprünglich, ehrlich
Wir erwischen Tim Barbeau bei der Arbeit. Der Sänger und Gitarrist ist in einem Café nahe der Universität seiner Heimatstadt Minneapolis tätig, aber zum Glück gibt es gerade nicht viel Kundschaft und er hat Zeit, gemeinsam mit CLASSIC ROCK von einem Leben als Rockstar zu träumen. Die Chancen für einen Karriereschub stehen nicht schlecht, denn seine Band The Lone Crows hat mit ihrem just auch hierzulande veröffentlichten selbstbetitelten Debütalbum bereits einigen Staub aufwirbeln können, eine erste Deutschland-Tournee ist derzeit für Mai 2014 rund ums Freak Valley Festival im Siegerland in Planung.
Mit ihrem urwüchsigen Blues-Rock-Sound haken sich die amerikanischen Jungspunde bei den Genregrößen der späten 60er und frühen 70er ein, dabei hatten sich Tim und seine drei Mitstreiter zuvor dem Thrash Metal verschrieben. „Die Musik, die wir jetzt spielen, wollte ich schon machen, seit mir mein Vater Robin Trowers Album BRIDGE OF SIGHS gegeben hat, ich Hendrix‘ ›Voodoo Child‹ zum ersten Mal (auf Vinyl!) gehört und B.B. King live in der Orchestra Hall gesehen habe“, erklärt der Frontmann den musikalischen Sinneswandel. „Ich liebe den übersinnlichen, funkigen, schweren und bösen Blues-Rock-Sound einfach! Als Gitarrist fühlte ich mich schon immer von den Classic-Rock-Saiten- meistern angezogen – alles, was du hörst, wurde von ihnen beeinflusst. Diese Soundpalette wollte ich dann mit all unseren anderen Einflüssen aus Grunge, Jazz, Reggae und Funk und eben auch Thrash Metal erweitern.“ Dass sich eine junge Band wie The Lone Crows heute Bluesgetränkten Klängen zuwendet, liegt nicht zuletzt daran, dass es vielen anderen Stilen heutzutage an Gefühl fehlt. „In unseren modernen Zeiten hat man ja die Möglichkeit, mathematisch perfekte und kompositorisch ungemein dichte Werke zu erschaffen, aber dabei geht die Wertschätzung echter Performance verloren“, bedauert Tim. „Wir wollen nicht perfekt sein, wir wollen etwas ausdrücken! Am Blues mag ich, dass er einfach, ursprünglich und ehrlich ist. Der 12-Takt-I-IV-V- Standard ist so simpel, dass du nicht mehr darüber nachdenken musst, wenn du ihn eine Zeit lang gespielt hast.“ Das ist der Punkt, an dem für Tim die Musik ein echtes Eigenleben, echte Transparenz entwickelt. Stand für die Lone Crows beim Erstling noch der Wunsch im Vordergrund, die unbändige Energie ihres Live-Sounds ungefiltert einzufangen, soll das zweite Album, das gerade entsteht, breiter angelegt ein. „Die nächste Platte wird leiser und lauter, schwerer und leichter, schneller und langsamer sein und unseren musikalischen Background stärker widerspiegeln“, prognostiziert Tim. „Bei Musik geht es immer um Veränderungen, und die wird es auch bei uns geben!“
Carsten Wohlfeld