Mit steigendem Alter verwandeln wir uns wieder zurück in Kinder.
Bob Mould scheint gerade in seine 20er zurückgekehrt zu sein.
Schon erstaunlich, was der Herr da auf SILVER AGE hinzaubert: eine flotte, leichtfüßige, unverkrampfte Indierock-Platte, die man mit dem Attribut „poppig“ keinesfalls beleidigt, denn diese Reduktion auf das Wesentliche, vermischt mit einem großen Schuss Positivität, war offenbar ganz gewollt. „Die Zusammenarbeit mit den Foo Fighters und meine Autobiografie legten den Grundstein für diese Platte“, sagt der Altmeister.
Erstere, weil er mit Dave Grohl & Co. wohl wieder die Lust auf tierisch nach vorne gehende Rocknummern mit Pop-Appeal entdeckte, Letztere, weil die Arbeit daran zwar kathartisch und therapeutisch für ihn war – aber auch riesengroßer Stress, der nun wieder abgebaut werden wollte. Ach ja, und dann war da noch das 20. Jubiläum von COPPER BLUE, dem Album, das er mit Sugar einspielte. Nach seinem Aufstieg mit Hüsker Dü und einer wenig fruchtbaren Solophase traf er mit dieser Band Anfang der 90er – auch kommerziell – ins Schwarze. Auch dieser unbeschwerte Klassiker des College-Rock beeinflusste die Leichtigkeit des neuen Albums, doch damit nicht genug: Bob Mould tourt nicht nur sein neues Album, sondern spielt dazu auch noch COPPER BLUE in seiner Gänze. „Die Leute lieben das Album. Ich liebe das Album. Es macht Spaß, es zu spielen. Alle haben eine tolle Zeit bei den Shows, und das macht mich wiederum glücklich.“
Vermutlich glücklicher als seine Ausflüge in die Welt der elektronischen Musik ab Ende der 90er Jahre, die zwar einigermaßen wohlwollend aufgenommen wurden, von Bob selbst heute aber mit einem Versuch, seine „schwule Identität aufzubauen“, gerechtfertigt werden.
Eine Identitätskrise steht heute wohl nicht mehr zu befürchten, denn mit seiner Autobiografie hat er der Welt wohl ein für alle Mal seinen Standpunkt klargemacht. „Ich kann den Leuten nur zeigen, wo ich gewesen bin, was ich getan habe, und wie sich das jeweils aufeinander ausgewirkt hat, um die Geschichte eines Leben zu erschaffen. Und wie das Leben weitergeht, ändert und entwickelt sich diese Geschichte weiter.“
Der entspannte Back-to-basics-Charme von SILVER AGE deutet darauf hin, dass Bob Moulds Reise noch viele aufregende Stationen haben wird.