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Metallica: …AND JUSTICE FOR ALL

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Metallica: …AND JUSTICE FOR ALL

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MASTER OF PUPPETS hatte sie in die Oberliga katapultiert. Doch nach Cliff Burtons Tod und den neuen Impulsen von Slayer und Guns N’ Roses war der nächste Schritt für Metallica alles andere als sicher…

M anchmal wird ein Durchbruchsalbum zu einem derartigen Klassiker, dass es den Künstlern die ultimative Freiheit gibt, danach das zu tun, was auch immer sie wollen. Doch genau so häufig ist es der logische nächste Schritt, den Nachfolger diesem Durchbruchswerk so stark wie möglich anzugleichen – ein Sequel, das die ge­­winnbringende Formel wiederholen soll, um so den Status bei den eingefleischten Fans zu zementieren.

In dieser Position befanden sich Metallica, als sie ihr viertes Album planten – nicht nur der Nachfolger ihres ersten Bestsellers MASTER OF PUPPETS, sondern auch ihre erste Platte ohne Bassist und alte Seele Cliff Burton. Die sichere Option wäre es gewesen, MASTER OF PUPPETS II zu machen, um das Erfolgsrezept weiter zu melken, aber auch, um zu be­­weisen, dass der Übergang von Burton zu seinem Ersatzmann Jason Newsted nahtlos vollzogen wurde.

Doch eines Nachmittags im Oktober 1987 setzten sich Schlagzeuger Lars Ulrich und Sänger/Gitarrist James Hetfield zusammen, um darüber zu reden, während sie die „Riff Tapes“ durchgingen – eine Sammlung von Ideen, die vielleicht bei Soundchecks entstanden waren, oder willkürlichen Tonfolgen, die Lars summte und James dann auf seiner Gitarre in Akkorde verwandelte. Und sie beschlossen, keiner dieser Regeln zu folgen und stattdessen konsequent auf etwas zu setzen, dass so völlig anders als alles zuvor war, dass es kaum noch als Metallica erkennbar sein würde. Oder zumindest beschloss Lars das…

Der war noch high vom weltweiten Erfolg der GARAGE DAYS RE-REVISITED-EP und zudem mehr als begeistert von dem revolutionären Sound des Debüts einer gewissen Truppe von Nichtsnutzen aus L.A. namens Guns N’ Roses aus demselben Jahr. Er fand, die Zeit war gekommen, um das Thrash-Metal-Rettungsboot zu versenken und sich in eine ganz neue Richtung zu bewegen. James war unterdessen beeindruckt von Lars’ ununterbrochenen Ab­­sichtserklärungen zur Weltherrschaft. Immer noch verloren und nicht sicher, wie sie ohne Cliffs untrüglichen Bullshit-Radar weitermachen sollten, ließ er seinen Bandkollegen gewähren. Sie würden einfach wie immer die Songs schreiben und sehen, was dabei herauskommt, richtig? Falsch.

An ihrer Arbeitsweise änderte sich zunächst einmal nichts. Die beiden arbeiteten jeweils allein zuhause mit einem Vierspur-Tonbandgerät, Kirk Hammett wurde dann später dazugebeten, um seine Lead-Gitarren-Parts zu schreiben, Jason dagegen überhaupt nicht, unter dem Vorwand, dass es bei nur vier Spuren zu diesem Zeitpunkt ohnehin keinen Platz für den Bass gab. Von den neun Songs, die es letztlich auf das Album schafften – im Wesentlichen alle Kompositionen von Hetfield/Ulrich –, fand sich nur auf drei auch Kirks Name, auf lediglich einem Jasons, und auf einem weiteren noch Cliffs: ein posthumes Stück aus „ein paar Klangfetzen“, die der Bassist auf Band hinterlassen hatte, zu denen James ein vierzeiliges Gedicht mit dem Titel ›To Live Is To Die‹ intonierte, ebenfalls aus Cliffs Feder. Tatsächlich bestand der einzige wesentliche Unterschied darin, die Platte näher an der Heimat in Los Angeles aufzunehmen. Eine Entscheidung, die paradoxerweise auf einer neuen, konservativeren Einstellung – zumindest abseits der Bühne – fußte und dem plötzlichen Wunsch, den jeweiligen Partnerinnen näher zu sein.

Dies war ein Aspekt ihres Lebens, den die jungen Metallica mit aller Macht vor der Presse zu verbergen versuchten, selbst der fast krankhaft plauderfreudige Lars, der untypisch still wurde, als er mich zum ersten Mal seiner britischen Ehefrau Debbie vorstellte. Sie war ein lustiges, blondes Mädchen aus den Midlands, das er 1984 in London kennengelernt und Anfang 1987 geheiratet hatte, in einer kurzen Bandpause, als James sich von seinem gebrochenen Handgelenk erholte, das er sich bei einem Skateboard-Unfall zugezogen hatte. Lars versteckte seine Frau nicht vor der Presse, sie war nur eines der sehr wenigen Themen, über die er nicht sprach. Außerdem war der Womanizer Lars nicht gewillt, sich von einer anderen Person definieren zu lassen, und auch wenn er ganz offensichtlich gerne mit Debbie zusammen war, scheiterte die Ehe nach nur drei Jahren.

Das waren schließlich Lars’ wilde Jahre, und jetzt, wo die Band endlich durch die Decke ging, war es keine gute Zeit, um mit dem größten Partylöwen der Truppe verheiratet zu sein. Wie er später sagte, waren diese Jahre gar so wild, dass Metallica eine Zeitlang überlegten, das Album WILD CHICKS, FAST CARS AND LOTS OF DRUGS zu betiteln. Wie konnte ein bodenständiges englisches Mädchen aus der Arbeiterklasse da auch nur ansatzweise mithalten?

Auch Kirk hatte sich just zu dieser Zeit dazu entschieden, seine hübsche amerikanische Freundin Rebecca (Becky) zu heiraten. Sie gaben sich im Dezember das Jawort, nur wenige Wochen, bevor die Arbeiten an der neuen Platte begannen. Von außen sahen Kirk und Becky wie das perfekte Paar aus, fast wie Spiegelbilder voneinander mit ihren langen, gelockten Haaren, elfenhaften Gesichtern und großen braunen Augen. Sie war albern, ein bisschen versponnen und passte perfekt zu Kirks Image des kiffenden, lässigen, Comics sammelnden Hippies. Doch sein Charakter nahm eine neue, deutlich härtere Facette an, als er begann, seine Rock­starfantasien auszuleben, und Kokain neben Gras zu seiner Lieblingsdroge avancierte. Auch ihre Ehe war nach nur wenigen Jahren vorbei.

Jason hatte sich kurz nach seinem Einstieg bei Metallica von seiner langjährigen Freundin Lauren Collins getrennt, einer College-Studentin aus Phoenix. Seine neue Flamme Judy wurde im kommenden Jahr zur ersten Mrs. Newsted, doch sie ließen sich noch schneller als Lars oder Kirk scheiden, nachdem sie fast sofort zu dem Schluss kamen, dass es ein Fehler gewesen war.

Nur James heiratete zu dieser Zeit nicht, dabei war gerade er am verliebtesten. Seine Freundin Kristin Martinez wur­de später zur Inspiration für einen der beliebtesten Songs der Band überhaupt: ›Nothing Else Matters‹, der Grundstein für ihre noch viel größere Popularität in den 90ern. Doch das war das einzige Mal, dass James seine Beziehung zu Kristen auch nur annähernd in der Öffentlichkeit be­­stätigte. Später ging er gar so weit, zu behaupten, er habe das Stück überhaupt nicht über sie geschrieben, so zutiefst verletzt war er, als diese Beziehung im Zuge des immer monumentaleren Erfolgs der Band in die Brüche ging.

Doch das lag zu diesem Zeitpunkt noch in einer fernen Zukunft. Für das vierte Metallica-Album waren ganz sicher keine Liebeslieder geplant. Stattdessen war Lars entschlossen, einen neuen, härteren Sound zu betonen. Feuer und Flamme für APPETITE FOR DESTRUCTION von Guns N’ Roses, das so viele Schimpfwörter enthielt, dass die Radiosender es nicht spielten, wollte er vor allem sicherstellen, dass Metallica nicht von den „neuen Wichsern im Viertel“, wie er sie nannte, abgehängt werden. Später erinnerte er sich daran, wie er auf einem Flug zurück nach San Francisco ›It’s So Easy‹ hörte, die erste Single von APPETITE, und nicht fassen konnte, wie schamlos frauenfeindlich die Zeile „Turn around bitch, I got a use for you…“ war und wie drastisch das Ende, wo Axl Rose brüllt: „Why don’t you just…fuck off!“

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