Instrumentalalbum mit nur drei Gesangsnummern: ziemlich anstrengend!
Fast zehn Jahre lang war der amerikanische Ausnahmegitarrist Marty Friedmann Mitglied der Thrash-metaller Megadeth und musste dort am eigenen Leib erfahren, wie mühselig Teamarbeit sein kann. Insbesondere dann, wenn der Gegenspieler Dave Mustaine heißt und nachweislich zu den unberechenbarsten Zeit-bomben dieser Szene gehört. Ob die Megadeth-Nachwehen so fürchterlich waren, dass Friedmann sich erst jetzt wieder mit einer neuen Solo (!)-Scheibe an die Öffentlichkeit wagt, man weiß es nicht. Fakt ist, dass Friedman auf INFERNO das macht, was er schon vor Megadeth am liebsten getan hat: Er mischt Metal mit Crossover und Jazz, dudelt abgedrehte Skalen, macht krude Akkord-strukturen zum Fundament seiner wieselflinken Solotöne. Als Gäste hat sich der 52-Jährige unter anderem Alexi Laiho (Children Of Bodom) und Jason Becker zu Hilfe geholt, und zusätzlich Danko Jones plus David Davidson (Revocation) den Gesang bei drei Vokalnummern der Scheibe übernehmen lassen. Vergleicht man nun die anstrengenden Instrumentalsongs mit den gelungenen Gesangsnummern, so muss man konstatieren: Ohne Sänger verkümmern Friedmanns unbestrittene Fingerfertigkeiten zum Selbstzweck. Der Mann sollte wieder exklusiv mit hauptamtlichem Frontmann arbeiten.
Wenn man keine Ahnung von Instrumentalmusik hat, dann sollte man auch keinen Instrumentalkünstler bewerten. Marty Friedman färt schon lange auf der Schiene von Instrumentalmusik, und das Album Inferno ist der Höhepunkt seiner Karriere! Die Besten Lieder vom Album Inferno sind nämlich die ohne Gesang!
Wenn man das Album als Anstrengend bezeichnet, dann nur weil man in dem Genre der Shred-Gitarristen nichts verloren hat.