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The Mars Volta – Keine Nacht den Drogen

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The Mars Volta – Keine Nacht den Drogen

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The_Mars_Volta_New_Press_Picture_6668Eine allzu große Zukunft in den Charts wollte man Omar Rodriguez-Lopez und Cedric Bixler-Zavala nicht unbedingt prophezeien, als sie 2001 unter lautem Getöse At The Drive-In implodieren ließen – just als die Band vor dem ganz großen Durchbruch stand. Das Duo spuckte ziemlich große Töne darüber, wie kreativ eingeschränkt man gewesen sei und dass die anderen Mitglieder eine viel zu banale Entwicklung anstrebten. Viel böses Blut, das wie eine extradicke Portion Hochmut vor dem unvermeidlichen Fall anmutete.

Dieser Fall kam jedoch nie, im Gegenteil. Entgegen aller Erwartungen, nicht zuletzt der beiden selbst, fand ihr neues Projekt The Mars Volta schnurstracks den Weg in die oberen Regionen der US-Albumcharts, während Sparta, der Gegenentwurf der anderen ATDI-Mannen, rohrkrepierte. Angesichts dessen, was Omar und Ce-dric von Anfang an auf ihren Alben – und noch viel mehr live – einem ungläubig staunenden Publikum kredenzten, eine ziemlich monumentale Überraschung. Denn dass die beiden Texaner den Mund nicht zu voll nahmen, bewiesen sie umgehend: Ihre neue Musik war kaum noch in klassische Genrekorsetts zu zwängen, Songstrukturen konnte man nur mit einigem Wohlwollen erkennen – wer jemals eine Flucht vor vorhersehbarem Radiorock suchte, wurde hier fündig. Und das taten offenbar Tausende.

Dass solch fiebrig exaltierter Psycho-Jam-Rock nicht unbedingt aus nüchternen Gehirngängen entsprang, musste man gar nicht erst vermuten, denn was ihren titanischen Drogenverbrauch betraf, stellten The Mars Volta ihr Licht ganz sicher nie unter den Scheffel. Im Gegenteil, Cedric gab in Interviews zu Protokoll, dass er kaum mit Menschen kommunizieren, geschweige denn arbeiten könne, deren Geist nicht „von LSD berührt“ sei. Das Resultat, das man gerne mal mit Grateful Dead auf Speed vergleichen konnte, durfte insofern nicht überraschen. Der Erfolg, der damit erzielt wurde, allerdings schon.

Spätestens 2008 mit THE BEDLAM IN GOLIATH hielten dann aber doch nachvollziehbare Melodieverläufe und Tracks von unter acht Mi-nuten verstärkt Einzug, und siehe da: Cedric gab zu, kein LSD mehr zu nehmen. Hört man nun die nochmals deutlich reduzierteren Klänge auf dem neuen NOCTOURNIQUET, könnte man fast meinen, der gute Mann sei endlich komplett von seinem jahrelangen Dauertrip runtergekommen. „Das ist richtig“, gibt er zu, „ich nehme seit einiger Zeit überhaupt keine Drogen mehr. Zu BEDLAM-Zeiten hatte ich zwar mit dem LSD aufgehört, habe dafür aber 24 Stunden am Tag gekifft. Jetzt bereue ich die Dinge, die ich früher so von mir gegeben habe. Ich glaube zwar nicht, dass ich für mich persönlich die falschen Entscheidungen getroffen habe, aber es war ziemlich dumm, mit so leichtfertigen Aussagen möglicherweise Leute dazu zu animieren, haufenweise Drogen zu nehmen, die eben nicht damit umgehen können. Und in Bezug auf die Musik weiß ich heute: Für einen Musiker sind Drogen wie Steroide für einen Athleten. Letztlich lernst du, dass du eben auch ohne ans Ziel kommen kannst.“

Dieses Ziel lautet: Musik, die sich immer noch jeglichen Konventionen verweigert, aber deutlich schlüssiger, weniger konfrontativ, weniger gezwungen anders klingt. Und wieder mal mit einem schönen Wortspiel aufwartet … das umso passender ist, als diese Platte tatsächlich ein wenig so klingt, als würde einem nachts das Blut abgebunden. Einen dauerhaften Richtungswechsel will Cedric darin aber nicht erkennen. „Musik reflektiert immer die Stimmung, in der du dich gerade befindest. Das ist doch einfach menschlich: An einem Tag hast du Lust auf Pizza, am nächsten eben nicht. Und was die kürzeren Stücke angeht: Aus mehreren kurzen Stücken lässt sich auch eine große Story zusammensetzen. Und vor Melodien hatten wir noch nie Angst. Außerdem war ich schon immer ein geheimer Power-Pop-Fan!“

Ganz so echt war die hochnäsige Abfuhr an die ehemaligen Bandkollegen damals also vielleicht doch nicht? Immerhin hat man sich nach Jahren der gegenseitigen Funkstille wieder versöhnt und zu einer großen Reunion zusammengefunden. „Wir haben Mars Volta damals gegründet, um uns endlich normal zu fühlen und nicht mehr wie die Freaks in der Gruppe, die keiner versteht. Dabei haben wir Leute verloren, die wir zu dem Zeitpunkt auch verlieren wollten. Aber rückblickend wurde mir klar, dass wir uns nicht sehr reif verhalten haben. Man hätte die Situation sicher erwachsener handhaben können. Dass wir uns doch wieder versöhnt haben nach so langer Zeit, ist großartig. Beide Bands gleichzeitig zu betreiben, macht riesigen Spaß, so können wir alle unsere Vorlieben ausleben. Und es ist toll, die Chance zu bekommen, sich zu rehabilitieren und wieder von vorn anfangen zu können.“

Was menschlich zutreffen mag, professionell dagegen eher nicht, denn Cedric geht heute weit weniger blauäugig an die geschäftliche Seite seines Berufs heran. „Wir haben immer gesagt, dass Erfolg uns egal ist, aber das sagt sich leicht, wenn man ihn hat. Heutzutage haben wir riesigen Respekt vor den Fans, die uns all die Jahre schon unterstützen. Und auch die Industrie ist nicht so böse, wie das so viele Bands und Fans immer wieder behaupten. Klar, wenn du nur Wert darauf legst, in den fünf Boroughs von New York bekannt zu sein, brauchst du kein Label, das dich pusht. Aber wenn du es richtig angehst, kannst du deren Ressourcen nutzen, um deine Ziele zu erreichen. Denn egal, was so viele sagen: Das Internet erreicht längst nicht alle Menschen! Es ist großartig, auf YouTube Sachen zu entdecken, aber nicht jeder hat diese Crate-Digging-Mentalität der 90er, die ihn zu neuen Acts führt, die noch völlig unbekannt sind. Irgendwas müssen wir aber auf jeden Fall richtig gemacht haben, denn immerhin haben wir mittlerweile schon zwei Generationen Boybands überlebt. Ich vermute mal, für jeden Justin Bieber-Fan da draußen gibt es jemand, der genau die Antithese dazu sucht. Und die sind wir!“

Sollte also noch irgendjemand den Beweis da-für suchen, dass man seinen eigenen Weg gehen kann, ohne zu ewiger Obskurität verdammt zu sein, der möge sich an diesen Jungs ein Beispiel nehmen. Nur nicht unbedingt an deren Laufbahn in Sachen bewusstseinserweiternde Mittel…

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