Komplett und luxuriös: Manfred Mann’s Earth Band in einer Box.
18 Albumklassiker, zwei Bonus-CDs sowie diverse Zugaben: Wie oft sich die Earth Band bis zur Auflösung 1988 und seit der Reunion 1992 immer wieder künstlerisch häutete, illustriert minutiös das Jubiläums-Box-Set 40TH ANNIVERSARY.
Zurück zum Anfang: Das De- büt MANFRED MANN’S EARTH BAND erscheint 1972, Bassist Colin Pattenden, Schlagzeuger Chris Slade, Keyboarder Mann sowie Sänger und Gitarrist Mick Rogers zünden mit ›Cali-fornia Coastline‹, ›Captain Bob-by Stout‹ und dem Dylan-Co-ver ›Please Mrs. Henry‹ vor al-lem in Rock-Diskotheken. GLO-RIFIED MAGNIFIED baut im gleichem Jahr das Fundament weiter aus: Heraus ragen der schon obligatorische Dylan-Track ›It’s All Over Now, Baby Blue‹ und die Chapter-Three-Neuauflage ›One Way Glass‹. Mit MESSIN’ findet das Quar-tett 1973 zum ureigenen, zeitlosen Stil: Dr. Johns ›Mardi Gras Day‹, Dylans ›Get Your Rocks Off‹, Mike Huggs Titel-song und das selbstgestrickte neunminütige ›Buddah‹ haben auch nach inzwischen 40 Jahren nichts von ihrer Faszi-nation verloren.
Der endgültige Durchbruch gelingt mit dem klassisch an-gehautem Konzeptwerk SO- LAR FIRE. Als zentrales Kernstück fungiert Bob Dylans sa-krales ›Father Of Day, Father Of Night‹. Ohne eine signifikante Hymne und ohne die vertraute Dylan-Nummer wirkt das seltsam unausgegorene THE GOOD EARTH 1974 wie ein musikalischer Rückschritt. NIGHTINGALES & BOMBERS überzeugt 1975 rundum, vor allem aber wegen der ersten MM-Adaption des noch un-bekannten Bruce Springsteen: ›Spirits In The Night‹. Mick Rogers’ Ausstieg 1976 überrascht, Ersatzmann ist fortan Chris Thompson.
THE ROARING SILENCE mit Springsteens ›Blinded By The Light‹, ›Questions‹ sowie zwei noch von Rogers co-komponierten Stücke entwickelt un-geahnte Hitqualitäten. Zwei Jahre später zieht WATCH mit ›Davy’s On The Road Again‹, dem lyrischen ›California‹ so-wie weiteren Besetzungsveränderungen nicht minder verkaufsträchtig nach.
ANGEL STATION kann das erreichte Niveau 1978 mit den Hits ›Don’t Kill It Carol‹ und ›You Angel You‹ einigermaßen halten, doch das Besetzungs-karussell dreht sich munter wei-ter: Für das stromlinienförmige CHANCE mit ›Lies (Through The 80s)‹ und Springsteens ›For You‹ kehrt kurzfristig noch einmal Mick Rogers zurück. Ethno-Pop mit aufdringlichen E-Drums lautet die Losung auf SOMEWHERE IN AFRICA: Bob Marleys ›Redemption Song‹, Al Stewarts ›Eyes Of Nostra-damus‹, die mehrteilige ›Africa Suite‹ und ›Demolition Man‹ von The Police können an die Erfolge der Jahre 1976 bis 1979 nicht mehr anknüpfen.
BUDAPEST LIVE dient als Fan-Souvenir. CRIMINAL TAN-GO offeriert 1986 fast ausschließlich Coverversionen, darunter The Jams ›Going Un- derground‹, Joni Mitchells ›Ban-quet‹ und ›Hey Bulldog‹ von den Beatles. Gustav Holsts ›Planet Suite‹ steht Pate für das Projekt MASQUE mit Mick Rogers. 1991 wird die Earth Band kurzerhand umgetauft, und zwar in Manfred Manns Plain Music – das gleichnamige Album mit dem Sänger Noel McCalla entpuppt sich mit hypnotischen Bearbeitungen von Traditionals der nordamerikanischen Prärie-Indianer als beste Arbeit seit mehr als ei-ner Dekade. Reichlich pathetisch im Mainstream watet 1996 SOFT VENGEANCE mit Bob Dylans ›Shelter From The Storm‹ und ›Play With Fire‹ von den Rolling Stones.
Reiner Cash-In folgt mit dem Konzertmitschnitt MANN ALIVE. Einmal mehr Gustav Holsts Planeten (›Mars‹), aber auch Motive von Peter Tschaikowsky kommen auf dem Album 2006 zum Zug, das dem Bombast der Vorjahre eine Absage erteilt und sich insgesamt moderner gibt. LIVE IN ERSINGEN 2011 erweist sich als überflüssig, Spaß hingegen bereiten die Raritäten auf LEFTOVERS mit Alternativ-Versionen, Single-Edits, Radio-Mixen und Unveröffentlichtem.