Sie waren die Teenie-Stars der Grunge-Generation. Und überholten sich 20 Jahre später schließlich selbst.
Sie waren die Rocksensation der frühen 90er: Daniel Johns, Ben Gillies und Chris Joannou alias Silverchair. 1992, mit gerade einmal 13 Jahren, gewannen sie in ihrer australischen Heimat einen Musikwettbewerb des Senders Triple J. Zwei Jahre später erschien ihr Debüt FROGSTOMP und erklomm weltweit die Top Ten der Album-Charts. Kritiker nannten die damals 15-jährigen Musiker Wunderknaben, die Retter der Grunge-Szene, ja sogar die „neuen Nirvana“. Den Jungs selbst waren diese hochtrabenden Lobeshymnen eher unangenehm. „Außerdem standen wir immer mehr auf Pearl Jam“, scherzte Johns in einem frühen Interview. Doch auch wenn der Sänger den Vergleich mit Kurt Cobain immer abwies, schien er doch von ähnlichen Geistern verfolgt zu werden. Während ihre Karriere weiterhin steil nach oben ging, stürzte Johns Gesundheit rapide ab. Den Teenager plagten Depressionen, er erkrankte an Magersucht. „Ich hasste Musik, sie war wie ein Flucht für mich, doch ich kam auch nicht von ihr los, also beschloss ich, sie als Katalysator zu benutzen“, gab Daniel damals zu. Gesagt, getan: Auf ihrem Drittling NEON BALLROOM thematisierte er sein Leiden, am deutlichsten auf ›Ana’s Song‹. Gebrochen war der Fluch jedoch noch nicht. 2002 wurde bei ihm reaktive Arthritis diagnostiziert, aufgrund derer die Band pausieren und ihre Tour zum vierten Album DIORAMA verschieben musste. Danach veröffentlichte die ehemalige Teenie-Sensation zwar mit YOUNG MODERN noch eine weitere erfolgreiche CD, doch die Luft schien bei allen Mitgliedern raus zu sein. Am 25. Mai 2011 gaben sie auf ihrer Homepage ihre Trennung bekannt: „Wir haben immer gesagt, dass wir einen Schlussstrich ziehen, wenn wir mit der Band nicht mehr glücklich sind. Der Funke zwischen uns springt nicht mehr über.“ Schlagzeuger Ben stürzte sich auf sein Solo-Projekt Bento, Sänger Daniel verfolgte diverse Projekte und schrieb Soundtracks zu Filmen, komponierte die neue Werbemelodie der australischen Airline Quantas, kollaborierte gerade mit Van Dyke Parks und arbeitet nun mit Luke Steele (The Sleepy Jackson). Und Bassist Ben? Der hält sich erst einmal aus allem raus. Aber er muss ja auch nichts überstürzen. Schließlich sind die drei Musiker erst 34 und haben noch alle Zeit der Welt.