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Live: Steven Wilson

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Live: Steven Wilson

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Steven Wilson @ Joachim Kling (2)

Theaterhaus, Stuttgart
Darbietung nahe des musikalisch Machbaren

Sensationelle Chartplatzierungen des aktuellen Albums THE RAVEN THAT REFUSED TO SING sowie allerorten ausverkaufte Häuser zeigen, dass Steven Wilson innerhalb kurzer Zeit abseits seiner vermeintlichen Hauptband Porcupine Tree als Solo-Künstler den Durchbruch geschafft hat. Von einem Steven-Wilson-Konzert darf niemand die Präsentation eines bunten Straußes voller Hits erwarten, sondern vielmehr das Beste und Anspruchsvollste, was die derzeitige Musikszene zu bieten hat, nämlich ein visuell-optisch-klangliches Gesamtkunstwerk, welches mit Worten nicht zu beschreiben ist. Nach einem halbstündigen verstörenden Bass-Communion-Klangcollagenspiel über eine quadrophonische Soundanlage marschiert die Band unter frenetischem Applaus auf die Bühne.

Selbstverständlich steht der sympathische, charmant-humorvolle und kommunikative Londoner im Mittelpunkt, gibt seinen großartigen Mitmusikern aber genügend Freiraum. So spielen sich Basser Nick Beggs (arbeitete mit Kajagoogoo, Nena, Tina Turner, Kim Wilde, Alphaville, Steve Hackett oder Iona zusammen), Drummer Marco Minnemann (Udo Lindenberg, Nena, Kreator, Terry Bozzio), Gitarrist Guthrie Govan (Asia, GPS), Tastenmagier Adam Holzman (Chaka Khan, Miles Davis) und Saxofonist und Flötist Theo Travis (Robert Fripp) im Verlaufe der kommenden 140 Minuten in einen regelrechten Rausch, was durch die Riesenleinwand optisch verstärkt wird. Das Sextett hält sich überwiegend an die originalen Songs, streut jedoch immer wieder Jam-Einsprengsel ein und rockt trotz aller Komplexität gnadenlos. Die leisen Töne wirken fragil, atmosphärisch und herzergreifend, die harten Passagen episch, orchestral und extrem heavy. Die pure Dynamik eben. Auf ›Luminol‹ folgt ›Drive Home‹ und nach ›Deform To Form A Star‹, dem sechsten Song, erlischt das Licht. Vor der Gruppe senkt sich ein die gesamte Bühne verdeckender Vorhang herunter, auf den bewegliche Bilder projiziert werden. Dahinter brilliert die Combo, eingehüllt in ein durch die aufwändige Lichtshow dramaturgisch mitreißend gestaltetes Farbenspiel, mit ›The Watchmaker‹, dem düsteren ›Index‹ und ›Insurgentes‹. Anschließend erklärt Wilson den Zuschauern, die nicht nur nach den Liedern, sondern auch währenddessen immer wieder ohrenbetäubend jubeln, dass die Komplettebestuhlung der Halle nicht auf seine Kappe geht. Er fordert die 2500 Anwesenden auf, sich von ihren Sitzen zu erheben. Das derbe ›Harmony Korine‹, ›No Part Of Me‹, das epische ›Raider II‹ sowie das stimmungsvolle Titelstück des neuen Werks beenden das regulären, dramaturgisch sehr spannend inszenierten Set. Während Steven Wilson bei den meisten anderen Gigs der laufenden Tour den Uralt-Porcupine-Tree-Klassiker ›Radioactive Toy‹ als Zugabe herauskramt, entscheidet er sich in Stuttgart für ein furioses Medley aus ›Remainder The Black Dog‹ und ›No Twilight With The Courts Of The Sun‹ und entlässt die Fans zu den quadrophonischen Klängen von ›Ljudet Innan‹ von Storm Corrosion in die arschkalte Nacht, überwiegend wohl wissend, dass sie eben Zeuge einer Darbietung nahe des musikalisch Machbaren waren. Zu viel Euphorie? Zu viel Subjektivität? Nein, denn Steven Wilson ist definitiv ein Genie, der in der Lage ist, Musik auf die nächste Stufe zu hieven.

 

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