Mama Punk ist angeschlagen, ihre Aura nicht
Seien wir ehrlich: Was Patti Smith in der ersten Stunde im schmucken Zentrum von Dachau abliefert, ist natürlich solide-sympathisch, erinnert aber streckenweise eher an eine Gartenlauben-Band beim Dorffest. Das ergraute Batikträger-Publikum liebt sie natürlich trotzdem heiß und innig, denn Patti ist nicht nur eine lebende Legende, sondern auch so richtig knuddelig. Nach der höflich beklatschten Aufwärmphase schließlich entschuldigt sie sich allerliebst, weil sie eine Erkältung habe. Um dann endlich bei einsetzender Dämmerung zu zeigen, warum sie live als ein Erlebnis gilt. Mit den ersten Akkorden von ›Because The Night‹ erwacht die Magie auf der Bühne und Publikum wie Band kommen in Fahrt. ›Gloria‹ schürt das Feuer weiter, doch es ist natürlich der Zugabenblock, der mit einem furiosen ›Rock N Roll Nigger‹ für Weihnachtsstimmung sorgt. „Be good, be green, be free”, gibt sie uns mit auf den Weg und erinnert uns angesichts der tragischen Geschichte Dachaus daran, dass wir die Vergangenheit nie vergessen, uns aber nicht von ihr definieren lassen dürfen. Und wenn sie im vorletzten Lied ›People Have The Power‹ mit größter Inbrunst ins Rund schleudert, will man ihr einen Moment lang glauben, dass wir sie tatsächlich haben. Und wenn nicht die Macht, ist wenigstens Mama Punk auf jeden Fall mit uns.