Garcia, Oliveri, Bjork und Fevery lassen den Geist von Kyuss wieder aufleben – geht auch ohne Homme.
Im Grunde hätten wir diese Zeilen auch vor dem Live-Stelldichein der Stoner-Ikonen schreiben können: „Glückselige Gesichter, verschwitzte Leiber und ein pickepackevolles Backstage hinterließen Kyuss Lives!“ – dafür muss man nicht vor Ort gewesen sein. Wohl aber, um die Energieübertragung zwischen John Garcia, Nick Oliveri, Brant Bjork und Bruno Fevery auf der einen Seite – und dem hungrigen Publikum auf der anderen Seite mitzuerleben. Denn die ist gigantisch! Ähnlich wie der tanzende Toaster in „Ghostbusters II“, der dank dem ihm verabreichten Geisterschleim auf positive, mittels Rock’n’Roll übertragene Schwingungen reagiert, sprechen auch die Konzertbesucher auf den Kyuss-Sound an und bilden eine ekstatisch hin und her wabernde Masse. Die Funktion des Schleims erfüllt hier freilich der im Moshpit freigesetzte Schweiß. Die Zuschauer fressen dem Quartett faktisch aus der Hand und genießen jeden der zahlreichen Klassiker, den sie zu hören bekamen. Ein Song wird jedoch schmerzlich vermisst: ›Demon Cleaner‹. Ansonsten bieten Kyuss Lives! jedoch sämtliche Pflichtstücke an: vom Opener ›Gardenia‹ über ›Asteroid‹ und ›100°‹ bis zu ›Green Machine‹ und ›One Inch Man‹. Der wohl magischste Moment: Saitenstreichler Fevery (der Josh Hommes Rhythmus-Gitarre problemlos reproduziert, bei den Solo-Parts jedoch ein wenig schwächelt) spielt einmal das erste Riff von ›Supa Scoopa And Mighty Scoop‹ – und das ganze Rund singt „Don’t try to take me away/Like I can’t live without you“. Im Backstage findet sich zudem sogar ein wenig Prominenz ein: Profi-Kletterer Thomas Huber bewies Musikgeschmack und, dass er auch etwas anderes konsumiert als Milchschnitte: nämlich Stoner-Rock, wie ihn heutzutage keine anderen Musiker mehr in dieser Topform zu Stande bringen.
Text: Lothar Gerber