Köln, E-Werk
Nett gemeint, nicht schlecht gemacht: Doch an Nachhaltigkeit und Hit-Potenzial mangelt es den Briten.
Man hat fast den Eindruck, dass sie selbst nicht genau wussten, ob es funktionieren würde. Wie sonst ist es zu erklären, dass Beady Eye, die Quasi-Oasis-Nachfolgeband (ohne Noel Gallagher), vorerst nur eine einzige Deutschland-Show angesetzt hat – und diese dann auch noch in einem verhältnismäßig kleinen Club stattfinden lassen wollte. Doch die Fans sind offenbar zahlreicher und flinker als erwartet. Es dauert genau vier Stunden, bis alle Tickets für das Konzert weg sind. Ein Umzug von der Live Music Hall ins größere E-Werk ist also nur folgerichtig.
Am Abend der Show bietet sich vor dem Venue ein buntes Bild: Menschen aller Altersklassen und auch unterschiedlichster Nationalitäten warten auf Einlass – und darauf, was Liam Gallagher, Andy Bell und Gem Archer (Gitarren), Chris Sharrock (Drums) sowie die Live-Verstärkungen Matt Jones (Keyboards) und Jeff Wootton (Bass) aus ihren Instrumenten und Lungen zaubern werden. Das Album DIFFERENT GEAR, STILL SPEEDING ist zu diesem Zeitpunkt bereits einige Tage auf dem Markt, es ist respektabel, aber keine Offenbarung. Wie wird es live werden? Nun, um es vorwegzunehmen: routinierter als erwartet, aber deswegen noch lange nicht so spannend, wie man im Vorfeld gedacht (und sich auch gewünscht) hätte. Offiziell beginnt die Band ihren Kampf um die (Rück-)Eroberung der Oasis-Anhängerschaft mit dem schon seit längerer Zeit bekannten ›Four Letter Word‹, spielt sich nach und nach warm und tropft schließlich sogar selbst vor Schweiß. Das kommt anfangs gut an, die Zuschauer sind durchaus gewillt, mit den Briten zu feiern. Doch die Hits fehlen. Beady Eye sind nicht Oasis, die DIFFERENT GEAR, STILLL SPEEDING-Stücke wollen einfach nicht so recht zünden. Die Singles (neben ›Four Letter Word‹ sind das ›Bring The Light‹ und ›The Roller‹) funktionieren noch am besten, der Rest der Tracks hinterlässt jedoch abgesehen von gelegentlichem Mitnicken keinerlei bleibenden Eindruck bzw. emotionale Regungen. Es herrscht auch keine besondere Trauerstimmung, als nach rund einer Stunde mit dem Cover ›Sons Of The Stage‹ Schluss ist. Nett. Mehr nicht.
Text: Thomas Bauer