Ein Festival nach US-Vorbild
In Amerika gehört es schon seit Ewigkeiten zur Open Air Saison, dass Eventbesucher bei unbestuhlten Veranstaltungen ihre eigenen Sitzgelegenheit mitbringen dürfen. Bei uns hingegen steht man sich im Normalfall – da selbst Regenschirme als zu sperrig empfunden werden – während eines Festivaltages die Beine in den Bauch oder setzt sich auf den meist von Müll und Siffe verschmutzten Boden.
Nicht so bei Lieder am See! Hier sind Campingstühle explizit erlaubt und es gibt darüber hinaus auch noch – der Spalt Brauerei sei dank – Biertischgarnituren in Hülle und Fülle plus ein wirklich reichhaltiges Angebot an regionalen und überregionalen Futterständen. Passend zu der wirklich durchdachten Location bietet L.A.S. ein „All Killer – No Filler“-Line-up. Mit Mungo Jerry, Marillion, Manfred Mann‘s Earth Band und Foreigner ist für jeden Liebhaber klassisch rockender Tunes ein Act vertreten.
Ray Dorset betritt zur Freude der Fans mit einem super zurechtgestylten Afro die Bühne. Sein blusiger Rock, der zum ein oder anderen Bierchen einlädt, ist für die Nachmittagsstunden genau der richtige Soundtrack. Natürlich warten die meisten auf Mungo Jerrys Überhit ›In The Summertime‹, der gegen Ende des gelungen Sets in einer der Originalaufnahme von 1970 sehr nahe kommenden Version dargeboten wird.
Marillion hingegen sind an diesem Sommertag ein zweischneidiges Schwert, denn die englische Prog-Institution umschippert bis auf ›Kayleigh‹ ihre Hits und bietet eine Songauswahl und Performance für Freunde ausufernder Instrumentalpassagen. Stimmungstechnisch funktioniert das rein gar nicht, weswegen der Großteil der Besucher gemütlich in seinen Stühlen chillt.
Manfred Mann‘s Earth Band hat aus den mauen Publikumsreaktionen der Monsters-Of-Rock-Festivals gelernt und erntet mit einer komplett umgestalteten Setlist gebührenden Applaus.
Als Foreigner die Bühne betreten, ist das prall gefüllte Strandbad urplötzlich hellwach! Kein Wunder, denn die aktuelle Besetzung um Mastermind Mick Jones ist – wie nicht anders erwartet – in bestechender Form und schießt ein Bombardement an Megahits in den nächtlichen Konzerthimmel über dem Brombachsee. Kelly Hansen lässt es sich auch bei dieser Show nicht nehmen und klettert in bester Freeclimbermanier an den Traversen bis unters Bühnendach. Mit dem abschließenden ›Hot Blooded‹ endet ein tolles Festival, dass schon jetzt Lust auf die nächstjährige Ausgabe macht.