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Les Paul: Der Man Zero des Rock

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Les Paul: Der Man Zero des Rock

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Als Paul sich endlich erholt hatte, fing er an, dieses Konzept ernsthaft zu verfolgen und experimentierte in seinem Garagenstudio mit „Sound-on-sound“-Aufnahmen. „Bing Crosby schenkte mir 1949 einen brandneuen Ampex-Kassettenrecorder, und ich überlegte mir sofort, wie man ihn modifizieren könnte. Bei den Mehrspuraufnahmen sagte ich zunächst niemandem, was ich da treibe. Ich sperrte mich einfach in der Garage ein und sagte: ‚Ich werde einen Klang erschaffen, an dem mich jeder von allen anderen wird unterscheiden können‘. Es musste etwas Andersartiges sein, etwas Brandneues.“

Er erinnerte sich an den Abend, als ihm sein erstes erfolgreiches Mehrspur-Experiment gelang. „Ich hatte Ampex um einen vierten Tonkopf für den Recorder gebeten, dann bohrten sie einfach ein Loch rein und installierten ihn. Sie hatten keine Ahnung, was ich tat, und ich sagte es ihnen erst fünf Jahre später. Als Test nahmen wir Marys Stimme auf, dann meine Gitarre. Dann fügten wir Harmonien hinzu. Sie waren alle auf dem Band zu hören. Ich sagte: ‚Mein Gott, es funktioniert!‘ Mary und ich tanzten durch den Raum. Wir waren die glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt.“

Dieser „Les Paul & Mary Ford Sound“ war wie ein aufwendiger Schichtkuchen. Im Mittelpunkt standen Marys warme Vokalharmonien, Pauls Gitarren flogen auf mehreren Spuren um sie herum und sorgten für Rhythmusgerüste und perfekt arrangierte Kontrapunkte. Das klang folkig und futuristisch, elegant und seltsam. Und all das war zuhause aufgenommen worden, damals unvorstellbar. Die Plattenkäufer verstanden vielleicht nicht, was sie da hörten, doch sie liebten es. In den zehn Jahren, die das Duo zusammen war, landete es mehr als 40 Top-40-Hits in den USA, darunter Klassiker wie ›How High The Moon‹, ›Smoke Rings‹, ›Vaya con dios‹ und ›Bye Bye Love‹. Es war der Urknall für alles, was in der Popmusik folgen sollte. Man kann Verbindungen zu vielen zukünftigen Punkten im Rock ziehen, etwa den Ein-Mann-Chor-Refrains von E.L.O. und Todd Rundgren, den komplexen Gitarrenorchestrierungen von Brian May und Lindsey Buckingham, oder den markanten Leads von Jimmy Page und Eddie Van Halen.

Jeff Beck sagte: „Ich weiß noch, wie ich als Kind ›How High The Moon‹ hörte. Es klang fantastisch, vor allem das Slap-Echo und die Gitarre mit ihren Höhen. Ich hatte noch nie so ein Instrument gehört. Es sprang förmlich aus den Lautsprechern. Selbst heute klingt das noch frisch“. Paul McCartney erinnerte sich daran, dass die Beatles in ihren Anfangstagen in Liverpool jeden Auftritt mit diesem Song begannen. „Das zog die Aufmerksamkeit des Publikums sofort auf sich. Alle versuchten damals, ein Klon von Les Paul zu sein.“

Als er und Mary zu internationalen Stars wurden, hatte Les endlich den Status inne, um seinen Traum von einer perfekten Massivkörper-Gitarre in Erfüllung gehen zu lassen. Ein paar Jahre zuvor hatte die Firma Gibson seinen Prototypen als einen „Besenstiel mit Pickups“ abgetan. Jetzt, wo der Konkurrent Fender Guitars eine erfolgreiche Palette von Massivkörper-Instrumenten auf den Markt brachte, „wachten sie bei Gibson auf“, so Paul, „und sagten: ‚Findet den Typen mit dem Besenstiel!‘“

Er erinnerte sich an das Treffen, das zu der Gitarre führte, die seinen Namen trug: „Wir stellten uns alle der Tatsache, dass dichtes Holz zu schwer sein würde. Wir mussten es leichter machen. Was die Form betrifft, hatte ich dem Vorstandsvorsitz von Gibson diese Gitarre mit flacher Oberfläche präsentiert. Er sagte: ‚Magst du Geigen?‘ Ich erwiderte, dass ich sie lieben würde. Wir gingen zu seiner Sammlung und betrachteten seine Stradivarius-Geigen. Er sagte: ‚Wir könnten eine wunderschöne Gitarre mit Konturen wie diesen machen‘. Genau dort beschlossen wir, der Gitarre die Form zu geben, die sie dann letztlich hatte. Als nächstes kam die Frage, wie schön man sie machen konnte, und was für ein toller Freund sie sein konnte. Es war besser, als es sich irgendjemand hätte erträumen können“.

Die ersten Les-Paul-Gitarren erschienen im Sommer 1952, und Les und Mary spielten sie erstmals live im Paramount in New York. Für die Bühne hatte Les eine Black Box namens Les Paulveriser erfunden, die seinen Mehrspur-Sound von den Platten erzeugen konnte – eine Innovation, die Loop-Pedale um Jahrzehnte vorwegnahm. Der Massivkörper der Gibson Les Paul und andere neuartige Design-Features wie die Humbuck-Pickups und Tune-O-Matic-Brücke machten sie bald zum Lieblingsinstrument einer neuen Generation von Rock’n’Rollern. „Der Nachklang, der Schmerz, der Donner, die schiere Kraft und die Subtilität sind einfach grenzenlos“, schwärmte Bonnie Raitt.

Les und Marys Charterfolge hielten an, bis sie sich 1964 trennten. „Wir hörten nie auf, einander zu lieben. Als die Scheidung geregelt war und es keinen Druck mehr gab, standen wir uns wieder sehr nahe.“ Mary heiratete wieder, blieb in Kalifornien und trat gelegentlich auf. Bis zu ihrem Tod 1977 hatte sie mit Diabetes und Alkoholismus zu kämpfen. In den 60ern hatte sich Paul dagegen schon halb zur Ruhe gesetzt und arbeitete als A&R-Mann für Columbia Records. Zudem litt er erstmals an Arthritis und Hörverlust. Doch statt zu verzweifeln, brachte er sich bei, die Frets mit zwei statt vier Fingern zu bedienen – ähnlich dem Stil von Django Reinhardt –, und entwarf ein maßgefertigtes Hörgerät. 1978 lockte ihn dann sein alter Freund und Gitarrenheld aus dem Ruhestand und die beiden nahmen zwei hochgelobte gemeinsame Alben in Nash­ville auf: CHESTER AND LESTER und GUITAR MONSTERS.

In den letzten drei Jahrzehnten seines Lebens trat Paul immer am Montag Abend in zwei New Yorker Clubs auf, dem Fat Tuesday’s und dem Iridium. Die Liste der befreundeten Musiker, die sich dabei zu ihm gesellten, liest sich wie ein Who’s Who des Rock und umfasst u. a. Paul McCartney, Eric Clapton, Jeff Beck, Keith Richards, Brian May, Steve Howe, Peter Frampton, Steve Miller, Billy Gibbons, Mark Knopfler, Richie Sambora und Slash. „Es war eine Chance, aktiv zu bleiben und neue Freunde kennenzulernen. Außerdem konnte ich so immer noch dazulernen. Für einen 90-jährigen Kerl wie mich ist das eine tolle Therapie. Viel besser, als Pillen zu schlucken!“

Passenderweise wurde er in die Rock And Roll Hall Of Fame UND in die Inventors Hall Of Fame aufgenommen, steht also in einer Reihe neben Chuck Berry, aber auch Nikola Tesla. „Die Kids von heute wissen nichts mehr von dieser Art von Geschichte“, sagte Slash. „Doch es ist wichtig, dieses Delay-Pedal zu verstehen, das du da benutzt, und zu wissen, wo die Idee dazu herkam. Wann immer man aufgenommene Gitarrenharmonien hört, wie das Brian May bei allen Queen-Platten tat, war das alles Les Paul zu verdanken. Er erfand die Technik, mit der man Gitarren übereinanderlegen konnte. Davor musste man einfach live spielen und das war’s.“

„Es ist schwer zu sagen, wie vielen Menschen er den Weg geebnet hat“, sagte Steve Miller, Les’ Patensohn. „Er war mein musikalischer Mentor und meine Hauptinspiration. Und der großzügigste Mann aller Zeiten. Einfach eine wundervolle, wundervolle Seele.“

Er war auch der erste berühmte Musiker, der auch in seinen Neunzigern immer noch aktiv war. Seine Einstellung zum Altern ist nach wie vor inspirierend: „Man darf nicht zimperlich sein. Vielleicht wird dir erst in deinen Sechzigern klar, dass du gearscht bist, aber du musst dich der Tatsache stellen. Ich gehe auf die 100 zu. Jedes Ticken der Uhr hat für mich Bedeutung. Manchmal muss ich diese Tatsache unter den Teppich kehren, doch unter diesem Teppich wird es schon ziemlich eng. Man kann nur damit umgehen, wenn man seinen Geist beschäftigt hält. Liebe deine Arbeit, sonst sitzt du einfach nur rum und trocknest aus. Ich bin ein Mensch, der es nicht erwarten kann, morgens aufzustehen, weil ich so viel zu tun habe. Jede Stunde, die ich habe, bin ich beschäftigt. Ich freue mich auf morgen, komme was wolle.“

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3 Kommentare

  1. Sehr interessanter Mann und so vielseitig talentiert. Kannte nur den Namen durch die Gitarre. Danke für diese Geschichte.

  2. Neben Einstein einer der Genialsten aus der Spezies Mensch. Ohne seine Ideen wäre vieles was wir heute an Musik konsumieren können niemals entstanden. Allein seine Schöpfung , die Queen der Gitarren, die Les Paul ist , war das Werkzeug dass maßgeblich die Blues-Rock-Metall- Musik geprägt hat. Ich würdige respektvoll die Lebens-Leistung dieses genialen Mannes. R.I.P Mister Lester William Polsfuss………

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