Opulente 16-CD-Werkschau vom True American Hero mit dem Wohlfühl-Bariton.
Kris Kristofferson verkörperte in seinen nunmehr 80 Jahren zahllose Charaktere: Rugbyspieler, Boxer, Oxfordstudent, Familienvater, Armeemitglied, Helikopterpilot und Tonstudiohausmeister. Schon Mitte 30 war der Sohn einer Militärfamilie mit europäischen Wurzeln, als er nach links ausscherte und erst zum Country-Star mit großem Kompositionstalent, dann zum Hollywood-Idol avancierte. Beim Fegen im Columbia Studio in Nashville erfolgte die Kehrtwende, als Kristofferson seinen Song ›Sunday Mornin’ Comin’ Down‹ an Johnny Cashs bessere Hälfte June Carter weiterreichte. Mythen ranken sich seither um diese Offerte, die binnen Monaten Früchte trug, die auch in den Liner Notes der 16-CD-Werkschau THE COMPLETE MONUMENT & COLUMBIA COLLECTION Niederschlag fand: Cashs Version gewann 1970 in der Kategorie „Songwriter Of The Year“ der Country Music Association, ›For The Good Times‹ in der Fassung von Ray Price siegte zeitgleich bei der Academy Of Country Music. Im gleichen Jahr kam auch die Sangeskarriere in Schwung: Das Debüt KRISTOFFERSON (1970) mit Ohrwürmern wie ›Blame It On The Stones‹ und ›Help Me Make It Through The Night‹ zündete allerdings erst ein Jahr später. Dank posthumer Hit-Version der just verstorbenen Janis Joplin in ME AND BOBBY MCGEE umgetauft, erreichte der exzellente Longplayer Platz 10 in den US Country Charts. Noch besser verkaufte sich der Nachfolger THE SILVER TONGUED DEVIL AND I mit den Hits ›Lovin‘ Her Was Easier (Than Anything I’ll Ever Do Again)‹ und ›Jody And The Kid‹. Mit FM-Radio-Airplay gesegnet waren der Titelsong und das urige ›The Pilgrim, Chapter 33‹ mitsamt augenzwinkernder Selbstanalyse „…and a problem when he’s stoned“. Noch auf kreativer Augenhöhe befanden sich BORDER LORD und seine einzige Nummer 1 in den Countrycharts, JESUS WAS A CAPRICORN (beide 1972), die erstmals Kristoffersons zweite Ehegattin Rita Coolidge in mehreren Duetten präsentierte. Als nicht mehr ganz so erfolgreich erwies sich 1974 SPOOKY LADY’S SIDESHOW, das Drogen- und Alkoholsucht thematisierte. Parallele Schauspielerambitionen (u.a. „Cisco Pike“, „Pat Garrett And Billy The Kid“) erwiesen sich als Hemmschuh für die Sangeskarriere. BREAKAWAY, 1974 das zweite Duettwerk mit Rita Coolidge (auf FULL MOON von 1973 verzichtet die Box leider!), koppelte halbgar Eigengewächse mit Coverversionen. Nach weiteren Hauptrollen in „A Star Is Born“, „Convoy“ und „Heaven’s Gate“ gerieten die Alben WHO’S TO BLESS… AND WHO’S TO BLAME (1975), SURREAL THING (1976), EASTER ISLAND (1978), SHAKE HANDS WITH THE DEVIL (1979) und TO THE BONE (1981) trotz des einen oder anderen patenten Songs zunehmend zur Nebensache. Abrundung erfährt die Retrospektive durch die bis dato unveröffentlichten Aufnahmen LIVE AT THE BIG SUR FOLK FESTIVAL (1970), THE WPLJ-FM BROADCAST (1972) und DEMO. Bereits 1992 erschienen war LIVE AT THE PHILHARMONIC (1972). Im finalen EXTRAS sammeln sich Non-LP-Singles, Outtakes und Duette.
Kris Kristofferson
THE COMPLETE MONUMENT & COLUMBIA COLLECTION
LEGACY/SONY
8/10