Nachschlag des spätberufenen Solisten.
Es gibt genug Leute da draußen, die würden Johnny Marr gerne einzig und allein als Flankengeber sehen. Ist ja auch so: Der bald 51-jährige Gitarrist aus Manchester hat mit seinen präzisen Pässen von der Saite jedes seiner Teams geprägt und verstärkt. Ob das The The waren, Electronic, Modest Mouse, The Cribs oder natürlich seine Durch-bruchsmannschaft The Smiths: Marrs Vorlagen, trickreich, kreativ, immer der Situation angepasst, genau austariert zwischen wuchtig und federleicht, dienten immer dazu, Frontmänner in Szene zu setzen. Nun ist Marr selbst eine echte Persönlichkeit. Ein vielseitig gebildeter Literatur-, Film- und Kunstfan, politisch engagiert, vegan – der Mann hat mehr zu sagen als 95 Prozent aller Sänger auf diesem Planeten. An seinem Solodebüt THE MESSENGER vor 18 Monaten war daher nicht erstaunlich, dass der ewige Sidekick sich nun in den Mittelpunkt stellte. Sondern, dass er so lange damit gewartet hatte. Fast bemerkenswerter als die bei Marr ja bekannt fintenreiche und filigrane Gitarrentechnik waren auf dem Album die hintergründigen, doppelbödigen Lyrics seiner Indierocksongs – und schon legt Marr nach. Der Albumtitel seines Zweitlings PLAYLAND bezieht sich auf das Buch „Homo Ludens“ des Kulturtheoretikers Johan Huizinga (wir sagten doch: Marr ist vielseitig interessiert), die erste Single ›Easy Money‹ verpackt schneidende Kritik an der Konsumkultur in ein schmissiges Indierock-Riff. So weit, so THE MESSENGER. Marr wollte schnell nachlegen, um den Schwung seiner Liveband zu nutzen. Mit dem Ergebnis, dass diese Platte in Songs und Soundstruktur ihrem Vorgänger sehr ähnelt – aber leider weniger Highlights aufweist. Schade, Marr kann so viel mehr.