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James Taylor: Der sanfte Riese

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James Taylor: Der sanfte Riese

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Und ihn geflissentlich darüber hinwegsehen lässt, dass sich George Harrison einst bei seinem Song ›Something In The Way She Moves‹ bediente – für seinen Welthit ›Something‹, der dann auch noch für Vorwürfe sorgte, Taylor habe sich bei Harrison bedient und nicht umgekehrt. „Das macht mich bis heute betroffen. Also Leute, die meinen, ich würde an Georges Legende sägen, indem ich ihn des geistigen Diebstahls bezichtige. Dabei tue ich das gar nicht – weil ich mir sicher bin, dass er das nicht absichtlich getan hat. Und ich konnte mich allein deshalb nie beschweren, weil ich darin „and I feel fine“ singe. Was aus einem bekannten Beatles-Song stammt. Ebenfalls unbewusst.“

1969 ging es für Taylor nach Los Angeles, wo er in die boomende Laurel-Canyon-Szene platzte, sich mit David Crosby und Carole King anfreundete, und mit Songs wie ›Sweet Baby James‹, ›Fire & Rain‹ oder ›You’ve Got A Friend‹ zum Superstar und Ehemann von Carly Simon wurde. „Sie hat mich auf dem Titel des ,Time Magazine‘ gesehen und sich entschieden, dass sie mich ehelichen würde. So einfach war das. Und wir waren lange ein glückliches Paar.“ Bis Taylor nach weniger erfolgreichen Alben wie ONE MAN DOG oder WALKING MAN erneut zum Heroin griff, die Beziehung kriselte und letztlich in die Brüche ging. Eine Lektion, aus der er gelernt hat: Anfang der 80er begab sich Taylor auf Entzug, schaffte mit DAD LOVES HIS WORK und THAT’S WHY I’M HERE ein beeindruckendes Comeback und veröffentlichte – bis in die frühen 2000er – in schöner Regelmäßigkeit Alben, die zumindest in den USA Gold und Platin erreichten.

james taylor

„Dann ist folgendes passiert: Ich habe meine zweite Frau kennengelernt, eine neue Familie gegründet und entschieden, mich richtig um sie zu kümmern.“ Nämlich auf einer Farm im ruralen Nirgendwo, wo er hauptberuflicher Vater und nur nebenbei Musiker war. „Ich habe mir ein Studio in der Scheune eingerichtet und immer an Songs gearbeitet, wenn ich Zeit hatte.“ Was eher selten vorkam – zumal es ihm auch wichtiger erschien, so viel wie möglich zu touren, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern.

Bis er 2014 endlich in der Stimmung für neue Stücke war: „Ich brauchte erst einmal drei Tage völliger Ruhe, um in diesen Modus zu gelangen. Und dann ging alles ganz schnell – wahrscheinlich deshalb, weil sich da so viel aufgestaut hatte.“ Nämlich Songs über alles, was ihn als Künstler wie Mensch bewegt – die Kriege in Afghanistan wie gegen den Terror, die unterschiedlichen Meinungen über Ausrichtung wie Zukunft der USA, die faszinierende Natur, die ihn umgibt und die schnelllebige moderne Welt, mit der er so gar nichts anzufangen weiß. „Ich stamme aus der Generation der Babyboomer, die Ende der 60er dachte, sie könne die Welt verändern, indem sie alles anders macht als ihre Eltern. Was sich in einer Zeit des Aufbruchs, des Umdenkens und einer wahnsinnig aufregenden Subkultur manifestierte – in Musik, Kunst und Literatur. Ich schätze mich glücklich, dass ich ein Teil davon war – gerade, weil ich weiß, dass es eine einmalige Sache war. Ich meine, heute ist alles so konservativ, so erfolgsorientiert und durchstrukturiert, dass es einfach schlimm ist.“

Weshalb er seine Musik, die immer noch ruhig, sanft und einfühlsam ist, auch wie einen Fels in der Brandung versteht, von dem er eine Welt betrachtet, die eindeutig nicht seine ist. Was sich auch in dem vielsagenden Titel ­BEFORE THIS WORLD äußert. „Ich betrachte sie mit Verwunderung und bin froh, dass ich sie noch anders erlebt habe“, sinniert Taylor mit ernster Miene. „Was auch bedeutet, dass ich für Nostalgie, vergilbte Ideale und einen altmodischen Sound stehe. Für den gibt es aber immer noch ein Publikum. Das ist eine beruhigende Erkenntnis. Eben, dass ich nicht allein bin – also nur in den Wäldern, aber nicht auf der Welt.“

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