Der Manics-Sänger stellt eine wichtige Biographie ins Spotlight
So ehrlich muss ich sein: Victor Jara war mir bisher kein Begriff. Jara war Sänger, Dichter, Regisseur, politischer Aktivist, prominenter Unterstützer von Salvador Allende und in seiner Heimat Chile eine einflussreiche Stimme des Volkes. So einflussreich, dass die putschenden Militärs um General Pinochet den vielseitigen Künstler am 16.09.1973, nur vier Tage nach ihrer Machtübernahme, hinrichteten. Manic-Street-Preachers-Sänger James Dean Bradfield und der walisische Dichter Patrick Jones (Bruder von Bradfields Bandkollege Nicky Wire) als Texter sind die zwei kreativen Köpfe, die den Namen des Ermordeten ins westliche Bewusstsein zurückrufen: Bradfields zweite Soloplatte nach THE GREAT WESTERN (2006) ist ein Konzeptalbum über Leben und Werk des Poeten. Ergo gibt es den Manics-typischen, immer mit ein bisschen Pathos aufgeplusterten Breitwand-Schwermutrock, diesmal auch mit Anleihen aus Jaras Anden-Folk. Sehr gelungen und hörenswert – zumal Jaras Vita in diesen Zeiten des wieder aufflackernden Rechtsextremismus leider neue Prägnanz erfährt.
8 von 10 Punkten
James Dean Bradfield, EVEN IN EXILE, MONTYRAY/MEMBRAN