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Witzigerweise, und das scheint ihm selbst nicht bewusst zu sein, schwärmt Harris im CLASSIC ROCK-Gespräch aber von durchstrukturierten Alben, die sich voll und ganz einer ausgefeilten Story widmen. Denn der Hardliner ist großer Genesis-, Pink Floyd-, Yes- und Wishbone Ash-Fan, schwärmt von den opulenten Werken der Siebziger, preist die Kreativität jener Ära und kommt schließlich zu dem kulturpessimistischen Fazit, dass all das in der musikalischen Gegenwart kaum noch vorhanden ist. Ihm fehlt momentan der Drang nach künstlerischem Experimentieren, gutem Songwriting und starken Konzepten, weshalb Harris die musikalische Gegenwart als echtes Trauerspiel empfindet. „Ich bin froh, dass ich mit Siebziger-Kram aufgewachsen bin. Der lässt sich gar nicht mit dem messen, was heute passiert. Wahrscheinlich ist das auch eine Erklärung dafür, warum so viele junge Menschen plötzlich auf alte Bands stehen: Sie suchen Inspiration in der Vergangenheit, weil sie dort etwas finden, das sie für die Zukunft nutzen können. Es mag sich arrogant anhören, aber ich glaube, dass sie diese Dinge auch bei Maiden finden. Denn wir greifen immer mehr von den Einflüssen auf, die uns selbst geprägt haben, und verarbeiten sie in unserer Musik. Insofern würde es mich freuen, wenn die Kids durch uns Zugang zu den Originalen finden. Wir könnten für sie so etwas wie das Tor zu einer anderen, besseren Zeit sein…“
Was gar nicht so abwegig ist, wenn man a) das Maiden-Material der letzten Dekade unter die Lupe nimmt und sich b) den beachtlichen Anteil an jugendlichen Zuschauern bei der aktuellen Tour vor Augen führt. Die werden von Sänger Bruce Dickinson bei einer seiner zahlreichen, minutenlangen Monologe während der Toronto-Show, der CLASSIC ROCK beiwohnen darf, denn auch gleich mehrfach darauf verwiesen, dass sie hier und heute den einzig wahren Metal erleben, der weder Airplay, MTV noch Reality-Soaps braucht, dass sie die beste, ehrlichste und schweißtreibendste Show sehen, die sich für 85 kanadische Dollar inszenieren lasse, und dass sie bitte alle das neue Album kaufen sollten, damit Maiden endlich mal – denn das sei längst überfällig – Nummer eins im Land des Ahornsirups würden.
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