Happy motherfuckin’ Easter!
Es ist ein offenes Geheimnis: Iggy Pop zieht sich langsam, aber stetig aus dem Musikzirkus zurück. POST POP DEPRESSION von 2016 war sein letztes Studio-Album. Und aktuell beackert er noch einmal den europäischen Festival-Zirkel – darunter das niederländische Paaspop, das seit 40 Jahren zwischen Eindhoven und Hertogenbosch stattfindet und sich zum dreitägigen Mega-Event gemausert hat. Mit 50.000 Zuschauern, die sich auf elf unterschiedlich große Zelte verteilen, einem kunterbunten Spektrum (Fatboy Slim, Black Label Society, Bastille, Kadavar, Obituary), aber auch einer unglaublich familiären, friedlichen Atmosphäre.
Als Headliner am Sonntag-Abend lockt Iggy 20.000 Zuschauer an, begrüßt sie ganz charmant mit einem „happy motherfuckin’ easter“ und serviert ein Best-Of-Set mit vielen kleinen Überraschungen. Ohne neues Material, dafür aber mit Klassikern wie ›I Wanna Be Your Dog‹, ›The Passenger‹, ›Lust For Life‹, ›Search And Destroy‹, ›TV Eye‹ oder Cover-Versionen von ›Real Wild Child (Wild One)‹ sowie – man höre und staune – David Bowies ›The Jean Genie‹. Eine Hommage an seinen verstorbenen Freund und Mentor – und ein Indiz dafür, dass Iggy auch mit 71 noch jede Menge Feuer hat. Das unterstreicht der gesamte Auftritt, der mit einem rauen, ungeschliffenen Sound, jeder Menge Vollgas und einer Extraportion Showmanship glänzt.
Eben Iggy, der die monströse Bühne zum Tänzeln, Schreien, Spucken und wild Gestikulieren nutzt. Der heftig mit den Ladies flirtet, Hände abklatscht, das Mikrofon auf den Boden knallt und wirklich immer in Aktion ist. Dessen freier Oberkörper inzwischen wie gegerbtes Leder wirkt, und der voll in seinem Element ist, offensichtlich jede Sekunde seines energetischen Vortrags genießt und stets den Draht zum Publikum sucht. Letzteres rockt er 75 Minuten lang in Grund und Boden. Danach ein tiefer Knicks, kombiniert mit einem gestreckten Mittelfinger – so verabschiedet sich ein ganz Großer. Nämlich mit Stil. Selbst irgendwo in der holländischen Provinz.