Aller guten Dinge …?
Die Ungnade später Geburt kann wirklich grausam sein. Wären Hong Faux 20 Jahre früher auf den Plan getreten, würden sie heute vermutlich zu den größten Bands ihres Landes zählen. Doch die Schweden kamen erst 2012 mit ihrem exzellenten Debüt daher, als der Rock schon größtenteils aus dem Mainstream verdrängt worden war. Auch ihr – ebenfalls äußerst empfehlenswerter – Zweitling von 2015 brachte ihnen wohlwollende Stimmen ein, aber viel zu wenig Erfolg. Acht Jahre später wagen sie endlich einen neuen Anlauf, und auch auf DESOLATION YEARS geben sie sich keinerlei Blöße. Die Stockholmer brettern saftig und hochmotiviert los und nehmen auf den elf Tracks nie den Fuß vom Gas. Nicht zwingend in Sachen Tempo oder Härte (›Starkiller‹ etwa brilliert im Midtempo-Bereich), dafür qualitativ. Niklas Serén und seine Kollegen sind Songwriter von echtem Format, schütteln mit ›Wake Me Up For Exit‹, ›Trains‹, dem Titelstück oder ›The Flood‹ eine großartige Melodie nach der anderen aus dem Ärmel und garnieren das Ganze mit genau dem richtigen Maß an Drang, Wucht und Biss – ohne dabei die kleinen Details zu vergessen, die aus einer guten eine wirklich interessante Platte machen. Wird der Knoten diesmal endlich platzen? An der Qualität der Musik scheitert es jedenfalls garantiert nicht.
8 von 10 Punkten
Hong Faux/ DESOLATION YEARS/ GOLDEN ROBOT/SOULFOOD