Wenn die New Wave Of British Heavy Metal so harmonisch mit klassischem Hard Rock verschmilzt wie auf High Spirits‘ Zweitwerk YOU ARE HERE, gibt es keine Zweifel: Die 80er leben!
Als Chris Black vor fünf Jahren zum eigenen Amüsement High Spirits ins Leben rief, konnte der US-Amerikaner den rasanten Aufstieg seiner Band nicht im Entferntesten vorausahnen: Schließlich gehörten Classic Rock und die New Wave Of British Heavy Metal Ende des vergangenen Jahrzehnts nicht gerade zu den zugkräftigsten Musiksparten. 2014 sieht die Situation völlig anders aus: Rock und Metal mit 70er-/80er-Prägung gelten nicht zuletzt unter jungen Rezipienten als wahre Publikumsmagneten.
„Seit 1987 liebe ich die Verbindung von Anmut und Kraft früher Heavy-Metal-Hits aus vollem Herzen“, strahlt Black. „Damals war ich noch ein Kind, dessen Leidenschaft nicht viele Gleichaltrige teilten. Die wenigen Mitglieder unserer kleinen Szene waren außerdem viel zu jung, um Konzerte besuchen zu dürfen.“
Kein Wunder, dass High Spirits’ zweites Album – die 2009er-Compilation HIGH SPIRITS nicht mitgerechnet – klingt, als sei es per Fluxkompensator von den 80ern in die Gegenwart transportiert worden: Mit schnittigen Twin-Gitarren, Blacks’ hochmelodischem Gesang und auf schnelle Zugänglichkeit programmierten Arrangements springt YOU ARE HERE in die Lücke zwischen alten Helden wie Dokken, Iron Maiden, Jaguar, Scorpions und Thin Lizzy. „Die zahlreichen Begegnungen mit unseren Zuschauern in den vergangenen Jahren inspirierten mich in der Kompositionsphase sehr“, schwärmt Black. „Mit dem letztjährigen Demo hatte ich High Spirits’ atmosphärische und melancholische Seite erforscht. Nun wollte ich mehr von unserer rauen Bühnenenergie einfangen: YOU ARE HERE klingt weitaus erdiger, der Mix transportiert viel besser unseren typischen Live-Druck.“
Black spricht zwar in der Pluralform. Tatsächlich aber spielte er im Studio einmal mehr alle Instrumente selbst ein. Perfektionismus oder Selbstkasteiung? Der High-Spirits-Chef versucht sich an einer Erklärung: „Es ist ein ständiger Konflikt. Der größte Vorteil: Von Anfang an habe ich einen präzisen Blick über möglichen Interaktionen der Instrumente. Außerdem genieße ich völlige Freiheit, kann nach Lust und Laune herumexperimentieren und muss mich nie anderen Personen erklären. Doch es gibt auch viele Nachteile. Dazu gehört vor allem, dass ich auf meine eigenen Fähigkeiten an den verschiedenen Instrumenten beschränkt bin. Alleine aus diesem Grund kann ich schon kein Perfektionist sein.“