Londons Wunderkinder, kurz vor dem internationalen Karrieredurchbruch.
Gemessen an heutigen Standards mit mehrjährigen Intervallen zwischen zwei Albumproduktionen, werkeln sich Interpreten und Bands vor Dekaden mit Leichtigkeit durch recht enge Veröffentlichungspläne. Nur wenige Monate liegen zwischen Fleetwood Macs selbstbetiteltem Debüt im Februar 1968, dem Nachfolger MR. WONDERFUL im September und dem Nummer-eins-Hit ›Albatross‹ im November gleichen Jahres. Als nach wie vor eingefleischte Bluespuristen erwählt das zu drei Vierteln aus ehemaligen Mitgliedern von John Mayall’s Blues-breakers hervorgegangene Londoner Quartett abermals Unverfälschtes vom Mississippidelta als Basis der zwölf Songs. Mit dem Unterschied, dass Schlagzeuger Mick Fleetwood, Bassist John McVie sowie Peter Green und Jeremy Spencer an Gitarren und Mikrofon sämtliche Titel als Studiokonzert einspielen. Außerdem kommen erstmals eine Blech-bläsersektion sowie Christine Perfect am Piano und Duster Bennet an der Mundharmonika zum Einsatz. Mögen Eigenkompositionen wie der Chicago-Blues ›Stop Mess Around‹, der lässige Shuffle ›Rollin’ Man‹ und der tieftraurige Moll Blues ›Love That Burns‹ auch stark von amerikanischen Ikonen der Vergangenheit inspiriert sein – Fleetwood Macs schiere Virtuosität und elektrisierende Intensität zieht selbst Skeptiker in Bann. Fleetwood Macs künstlerische Turboentwicklung und gestiegenes Selbstwertgefühl spiegelt sich auf MR. WONDERFUL wider: Bis auf Robert Johnsons ›Dust My Broom‹, Elmore James’ ›Coming Home‹ und Buster Browns ›Doctor Brown‹ findet sich nur Selbstgestricktes. Besonders der finale Country-Blues ›Tryin’ So Hard To Forget‹ sowie der flotte ›Lazy Poker Blues‹ leisten Überzeugungsarbeit. Und wer bitteschön stört sich heutzutage noch an der Tatsache, dass Jeremy Spencer gleich vier der Titel mit recht identischen Slide-Gitarren-Intros ausstattete?